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Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance

Meister der Angrerporträts: Bartloser Mann, Anf. 16. Jh.

Bartloser Mann
Bartloser Mann, Anfang des 16. Jahrhunderts

Das Ernährungsverhalten der spätmittelalterlichen Bevölkerung

Im 15./16. Jh. nahm man fetthaltigere Nahrungsmittel, als wir es heute gewohnt sind, zu sich. Auch mengenmäßig konsumierten die Menschen damals pro Mahlzeit mehr als unsereins. Gerade in den unteren Bevölkerungsschichten (fr)aß man sich, wenn Nahrung gerade einmal vorhanden war, bis oben hin voll! Denn man konnte ja nicht wissen, wie lange man auf das nächste üppige Mahl warten mußte. Durch die vielen körperlichen Tätigkeiten und Schwerstarbeiten war der Kalorienverbrauch pro Tag sowieso bedeutend höher als bei uns.

Die täglichen Mahlzeiten bestanden aus dem Frühstück und zwei Hauptmahlzeiten. Zum Frühstück aß man eine Suppe oder einen Brei oder man gab sich sogar nur mit einer Schüssel Milch zufrieden. Die erste Hauptmahlzeit fand am Vormittag, die zweite Hauptmahlzeit bei Sonnenuntergang statt. Da die Tage im Sommer länger als im Winter sind, konnte in der wärmeren Jahreszeit eventuell noch zwischen erster und zweiter Hauptmahlzeit eine kleine Zwischenmahlzeit, bestehend aus Brot und Käse, eingeschoben werden.

Der Speiseplan selbst wies bei den Bauern z.B. Folgendes auf: Breie und Grützen aus Hafer, Erbsen, Bohnen, Gerste, Weizen, Roggen und Buchweizen, gekocht mit Milch und Butter oder Wasser; Eingeweide, Schweinsköpfe und Schweinepfoten, Blut-, Leber-, Brat-, Fleisch- und Hirnwurst; Kraut, Kohl und Rüben, angemacht mit Speck und Schmalz; Roggen-, Hafer- und Gerstenbrot.

Das fürstliche Mahl eines reichen Herrn
Abb. 122: Das fürstliche Mahl eines reichen Herrn

Die breite Masse der Stadtbevölkerung ernährte sich wie die Bauern hauptsächlich von Brot, Getreidebreien, Schmalz, Wurst, Zwiebeln, Kohl und Rüben. In vielen Städten bewirtschafteten sogenannte Ackerbürger die umliegenden Felder und boten ihre Überschüsse auf den Märkten an. Ebenso wurden in den Städten Schweine in fest reglementierter Anzahl gehalten, und auf den städtischen Gemeindeweiden graste das Vieh der Bürger, das diese selbst schlachteten. Auch Gärten zum Gemüseanbau gab es sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadtmauern. Besaß man selbst kein Vieh, besorgte man sich das Fleisch beim Metzger, der die gekauften Tiere selbst tötete und zerlegte und meist Schweine- und Schaffleisch, seltener Rindfleisch anbot. Zum Essen konnte man sich auch in ein Gasthaus begeben. Die Städte boten im Vergleich zum Leben auf dem Lande zudem eine erheblich größere Vielfalt an Nahrungsmitteln an, wenn auch feste „Essensregeln“ vorschrieben, welche Speisen etwa dem Meister oder Kaufmann vorbehalten waren, und was den Gesellen und Dienstboten als Maximum und Minimum zustand. Aber wie die Bauern waren die kleinen Bürger finanziell in der Regel überhaupt nicht in der Lage, ihre Tische mit den erlesenen Speisen der Reichen zu decken.

So gab es bei den reichen Patriziern, Kaufleuten und Handwerksmeistern z.B. folgende Gerichte: Eiersuppe mit Safran; gebratenes Huhn mit Zwetschgen; gesottener Aal mit Pfeffer; in Schmalz gebackene kleine Vögel in Rettich; Schweinekeule mit Gurke; gebratene Gans mit roten Rüben; Hühnerfleisch in Mandelmilch mit Reis, Speck und Honig; gebratene Hühner in Mandelsauce unter Zugabe von Sumach-, Zitronen- und Granatapfelsaft oder gekochte Hühner in Mandelmilch mit Reis, Gewürzen und Honig. Allein schon die Gewürze blieben für Otto-Normalverbraucher unerschwinglich! (Abb. 122)


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