Leopold, der Bischof von Passau und Straßburg, war ein lebenslustiger, prunkliebender, sehr ehrgeiziger und übermütiger Mann, der wie seine gesamte Familie die Jagd über alles liebte und der seine geistlichen Ämter für eine lästige Verpflichtung hielt, zu denen ihn seine Mutter, Maria von Bayern, die verwitwete Erzherzogin von Innerösterreich, gezwungen hatte. Er hatte ihr im Jahr 1608 auf ihrem Sterbebett sogar versprechen müssen, den geistlichen Stand nicht zu verlassen. Sie kannte ihren Sohn sehr gut. Zu gern hätte er seine bayrische Cousine Magdalene (1587-1628) geheiratet. Aber aus dieser Heirat wurde nichts. Daher war er sehr glücklich, als ihm sein Cousin, Kaiser Rudolf II., im Jahr 1608 gestand, dass er ihn zu seinem Nachfolger machen wollte. Leider wurde für ihn aus diesem Plan nichts. Sein Cousin Matthias, ein jüngerer Bruder von Rudolf II., erklärte sich zum nächsten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Aber Rudolf II. ernannte seinen erklärten Liebling Leopold im Jahr 1609 zum kaiserlichen Kommissär für Jülich, in dem nach dem Tod des kinderlosen letzten Herzogs von Kleve-Jülich-Berg, Johann Wilhelm, Probleme mit der Nachfolge aufgetreten waren. Rudolf II. übertrug Leopold auch die provisorische Regierung dieser Länder. Aber Leopold versagte als Kommissär völlig. Er war kein Militär. Seine Gegner jagten ihn mit Schimpf und Schande aus Jülich. Dann versuchte er noch, dem Kaiser Rudolf II. militärisch zu helfen, was ebenfalls ein völliger Reinfall wurde, der vielen seiner Mithelfer das Leben kostete. "Nie wieder, beteuerte Erzherzog Leopold zerknirscht, werde er sich mit militärischen Dingen befassen, er wolle aller seiner Würden entsagen und als schlichter Kapuzinermönch künftig ein beschauliches Leben führen. ... Leopold entsagte wirklich seiner Würden als Bischof von Passau und Straßburg, doch nicht, um Kapuziner zu werden. Er trat in den weltlichen Stand, wurde später Landesfürst von Tirol und soll dort nicht schlecht regiert haben." (in: Johann Franzl, Ferdinand II. - Kaiser im Zwiespalt der Zeit, ebenda, S. 110).