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Frohe Weihnachten / Merry Christmas

Eine wunderschöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2025 wünscht Ihnen, meine lieben Leser und Leserinnen, Ihre Maike Vogt-Lüerssen von Downunder.

Möge das nächste Jahr Ihnen Gesundheit und viel Liebe schenken. Ganz besonders möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die meine Bücher und E-Books gekauft haben und mir damit ermöglichen, meiner großen Leidenschaft, der Geschichte, weiterhin nachgehen zu können.

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Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance

Rogier van der Weyden: Karl der Kühne, um 1454

Karl der Kühne
Karl der Kühne, um 1454

Karl der Kühne

Am 10. November 1433 erblickte Karl, der einzige legitime Sohn und Erbe Philipp des Guten (1396-1467) (Abb. 26), in Dijon das Licht der Welt. Schon kurz nach der Geburt verließ seine Mutter, die sehr gebildete portugiesische Prinzessin Isabella (Abb. 27) mit ihm Dijon und zog nach Gent. An ihrer Seite wuchs er in den Niederlanden auf und erhielt eine sorgfältige Erziehung. So beherrschte er – als Adliger ziemlich ungewöhnlich für seine Zeit – vier Sprachen in Wort und Schrift: das Französische, das Flämische, das Englische und das Italienische. Auch seine Lateinkenntnisse reichten immerhin für den Kanzleigebrauch aus. Von der Mutter wurde er vergöttert und geliebt, aber das Verhältnis zum nicht häufig erscheinenden Vater gestaltete sich im Laufe der Zeit immer schlechter. Am 17. Januar 1457 kam es in Brüssel schließlich zwischen den beiden zu einer so heftigen Szene, daß nicht viel fehlte, und Philipp der Gute hätte in einem Wutanfall vor versammeltem Publikum seinen Sohn erstochen. Erst gegen Ende des Jahres 1464, nachdem französisch-burgundische Mordpläne gegen Karl bekannt geworden waren, kam es zur endgültigen Aussöhnung zwischen Vater und Sohn (Abb. 28). Zweieinhalb Jahre später wurde Karl am 15. Juni 1467 der Nachfolger seines gerade verstorbenen Vaters und durch dessen Vermögen der reichste Fürst des westlichen Abendlandes.

Philipp der Gute
Abb. 26: Philipp der Gute
Isabella von Portugal
Abb. 27: Isabella von Portugal, die dritte Gattin von Philipp dem Guten und Mutter von Karl dem Kühnen
Philipp der Gute und Karl der Kühne
Abb. 28: Vater und Sohn: Philipp der Gute und Karl der Kühne

Über Karls Charakterzüge, Hobbys, Interessen, Vorlieben und Ablehnungen wissen wir sehr viel. Schon seine Zeitgenossen schien er als Herrscher und als Mensch zu fesseln. So wurde ihm nachgesagt, ein Perfektionist und Rigorist gewesen zu sein. Seine Rechtsprechung war streng und ohne Ausnahmen. Adlige Vertreter seines Hofstaates und seiner Armee ließ er wie die Angehörigen der niederen Stände bestrafen. Schon bei kleinen Vergehen wurden die Delinquenten gehängt. Folglich verbreitete er in seiner Umgebung mehr Furcht als Liebe. Dem Kriegswesen, besonders dem Heer und den Waffen, war er sehr zugetan. Seine Vorbilder auf diesem Gebiet waren Alexander der Große, Kyros, Cäsar, Hannibal und Karl der Große. Die Härten des Lagerlebens, das Schlafen in der Rüstung, die harten männlichen Spiele und das Turnieren begeisterten ihn. Er wollte seinem Vater, der ein hochangesehener Kämpfer war, zumindest in der Kriegskunst gleichstehen. Dabei war er alles andere als ein guter Feldherr. Häufig versetzte er seine Armee in riskante Lagen, zeigte sich ohne Erbarmen gegenüber sich ergebenden Feinden, verbrannte Dörfer und Ernten und ließ in jedem Krieg eine breite Spur der Zerstörung hinter sich. Leute für sich zu gewinnen, fiel ihm im Gegensatz zu Philipp dem Guten sehr schwer. Er galt als ehr-, macht- und ruhmsüchtig, egozentrisch, überheblich, unfreundlich, prunksüchtig, völlig humorlos, depressiv, leicht aufbrausend (bei Wutausbrüchen stampfte er mit einem Fuß auf dem Boden), ungeduldig, mißtrauisch, launenhaft, rechthaberisch, sehr rachsüchtig, halsstarrig und arbeitswütig. Jede Art von Zeitvertreib – mit Ausnahme der Musik (er komponierte selbst), dem Schachspiel, in dem er ein Meister war, der Jagd und dem Lesen von antiken Werken – war ihm zuwider. Daß er den Gottesdienst und die Mildtätigkeit außerordentlich ernst nahm, scheint bei dem Überwiegen negativer Charakterzüge fast verlorenzugehen. Äußerlich war er stämmiger als sein Vater, hatte einen athletischen Körper, wuchtige Schultern, schwarze Haare und braune Augen.

Isabella von Bourbon
Abb. 29: Isabella von Bourbon
Margarete von York
Abb. 30: Margarete von York
König Eduard IV. von England
Abb. 31: König Eduard IV. von England
König Richard III. von England
Abb. 32: König Richard III. von England

Im Gegensatz zu seinem Vater, der als großer Frauenfreund galt – er besaß mindestens 33 Mätressen, die ihm mindestens 26 uneheliche Söhne und Töchter geboren hatten –, besaß Karl kein Interesse an dem weiblichen Geschlecht. Frauen hatte er nicht besonders gern an seinem Hof und war selbst mit seinen eigenen drei Frauen: Katharina von Frankreich, Isabella von Bourbon (Abb. 29) und Margarete von York (Abb. 30) selten zusammen. Soweit wir wissen, hatte er – sehr ungewöhnlich für seine Zeit – keine außerehelichen Beziehungen. Seine erste Ehe (1440-1446) mit Katharina von Frankreich, die durch deren frühen Tod beendet wurde, war eine reine Kinderehe und wurde körperlich nie vollzogen. Mit seiner zweiten Frau, Isabella von Bourbon, mit der er von 1454 bis 1465 verheiratet war, zeugte er sein einziges Kind, seine Tochter Maria (1457-1482). Seine dritte Ehe mit der 13 Jahre jüngeren Margarete von York, der Schwester der englischen Könige, Eduard IV. (Abb. 31) und Richard III. (Abb. 32), ging er am 3. Juli 1468 nur auf Wunsch seiner Mutter ein.

König Ludwig XI. von Frankreich
Abb. 33: König Ludwig XI. von Frankreich

Karl hatte sowieso wenig Zeit für seine Familie, denn er war ein absolutes Arbeitstier. Von sich selbst und seinen Untergebenen verlangte er das Äußerste ab. Unermüdlich war er am Planen und Rechnen. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Er allein wollte die Richtlinien der Politik bestimmen. Und er hatte sich viel vorgenommen: Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, König von England oder zumindest König von Burgund-Lothringen wollte er werden. Sein Herzogtum Burgund versuchte er von Frankreich loszulösen. Er hatte nicht wie sein Vater vor, weiterhin Vasall des französischen Königs zu bleiben. Koste es, was es wolle. Beherrscht von seinen ehrgeizigen Plänen, überzog er seine Nachbarn mit Krieg. 1475 konnte er die burgundischen Landesteile im Norden durch die Eroberung Lothringens mit den Landesteilen im Süden zu einem einheitlichen Herrschaftskomplex verbinden. Aber der Krieg gegen die Lothringer und deren Verbündete, die Schweizer, die vom französischen König Ludwig XI. († 1483) (Abb. 33) finanziell kräftig unterstützt wurden, brachte ihm im Jahre 1476 zwei sehr schwere Niederlagen und am 5. Januar 1477 vor Nancy den Tod ein. Zwei Tage lang lag sein entstellter Leichnam auf dem Schlachtfeld, bevor ihn ein italienischer Page entdeckte. Nackt mit dem Gesicht nach unten lag er auf einem gefrorenen Weiher. Sein gesamter Körper war von Schweizer Piken durchbohrt worden, und sein Kopf war von der Schädeldecke bis zum Kinn durch eine Schweizer Hellebarde gespalten worden. Karls blutiges, entstelltes Gesicht machte die Identifikation sehr schwer. Seine Kammerdiener und einer seiner Leibärzte, die von den Schweizern gefangen genommen worden waren, erkannten ihn anhand seiner langen Fingernägel, den fehlenden Zähnen des Oberkiefers, die er sich 1476 bei einem Sturz vom Pferd zugezogen hatte, einen in eine Zehe gewachsenen Fußnagel und einiger Narben am Körper, z.B. an der rechten Seite der Kehle und an seiner Schulter, wieder. Mit Karl dem Kühnen, der von seinem Volk den Beinamen "der Schreckliche" erhielt, ging das Herzogtum Burgund unter. Denn seine Tochter Maria (Abb. 34) und sein ihn bewundernder und verehrender Schwiegersohn, der spätere Kaiser Maximilian I. († 1519) (Abb. 35), konnten sein Lebenswerk nicht vor dem Untergang retten (Abb. 36). 1493 erhielt der französische König nach jahrelangen erbitterten Kriegen die Bourgogne, das ehemalige französische Vasallengebiet Burgunds, zurück. 1529 tauschte Karls Urenkel Karl V. (Abb. 37) das Kerngebiet des ehemaligen Herzogtum Burgund für Mailand ein. Von nun an gehörte es zum französischen Königreich.

Maria von Burgund
Abb. 34: Maria von Burgund (Eines der besten Porträts von ihr! So sah sie wirklich aus.)
Kaiser Maximilian I.
Abb. 35: Kaiser Maximilian I.
Die Hochzeit in Kana
Abb. 36: Vier Generationen an einem Tisch: Eingewoben in die biblische Erzählung "Die Hochzeit in Kana",“ nehmen die Burgunder an dieser heiligen Szene teil. Am Tisch von links nach rechts: die burgundische Herzogin Isabella von Portugal, die junge Braut Margarete von Österreich, Isabella von Bourbon, Philipp der Gute, Margarete von York, Karl der Kühne, Maria von Burgund, Maximilian I. und Philipp der Schöne
Karl V. als Erzherzog von Österreich und Herr von Burgund
Abb. 37: Karl V. als Erzherzog von Österreich und Herr von Burgund, um 1508

Mittlerweile sind doch zwei unehelich geborene Söhne von Karl dem Kühnen bekannt geworden: Johann von Burgund und Pierson von Burgund (die Quellen für diese Information sind: Christine Weightman: Margaret of York, Duchess of Burgundy, New York 1989, S. 65 und M. Bergé: Les Batards de la maison de Bourgogne, leur descendance, in: L'intermédiaire des généalogistes, LX, Paris 1955, S. 395-396).


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