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Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance

Quentin Massys: Brustbild einer Frau, 1520-30

Brustbild einer Frau, 1520-30
Brustbild einer Frau, 1520-30

Die Bildungschancen bei den Frauen

Eine Untersuchung von Verträgen aus den 60er und 70er Jahren des 16. Jhs. ergab, daß von den etwa 12.000 Personen, die jene signieren mussten, nur 28% aller Frauen schreiben konnten. Und fast alle diese Frauen stammten aus Familien der Oberschicht. Die Frauen aus der Mittel- und Unterschicht waren nicht in der Lage, ihren Namen unter die Verträge zu setzen. Im Gegensatz dazu konnten viele Männer aus der Mittelschicht und zuweilen sogar aus der Unterschicht schreiben. Nur die ungelernten Arbeiter, städtischen Gärtner und Bauern waren im Allgemeinen wie ihre Frauen nicht im Schreiben ausgebildet worden. Zudem galt für Frauen aus den niedrigen Ständen, lesen und schreiben zu können, für lächerlich, ja sogar für verdächtig.

So erhielten also nur die Mädchen aus den reichen Familien Unterricht. Gewöhnlich stellten die vermögenden Eltern für ihre Töchter Privatlehrer ein. An Bildungsanstalten standen die Klosterschulen, eventuell die Schreib- und Rechenschulen und die Volksschulen zur Verfügung. In den Klosterschulen fand nur eine kleine Zahl vornehmer Laienmädchen Aufnahme. Wenn Lehrerinnen vorhanden waren – eine echte Mangelware im 15. wie 16. Jh. – konnten die Mädchen in den kleinen Volksschulen, die gegen Ende des 16. Jh. aufkamen, eine elementare Ausbildung erhalten.

Die Situation änderte sich zumindest in Frankreich durch die Reformation. Nach 1562 wurden hier für Mädchen besondere Katechismusklassen in französischer Sprache eingerichtet, damit auch sie die Bibel selbst lesen konnten. Das war ja das Hauptanliegen der Reformation. Und in Städten, die unter hugenottischer Kontrolle standen, förderte man ebenfalls die Alphabetisierung der armen weiblichen Waisen. Waren jedoch keine Schulen vorhanden, brachten die hugenottischen Männer ihren Frauen das Lesen schließlich selbst bei.


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