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Frohe Weihnachten / Merry Christmas

Eine wunderschöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2025 wünscht Ihnen, meine lieben Leser und Leserinnen, Ihre Maike Vogt-Lüerssen von Downunder.

Möge das nächste Jahr Ihnen Gesundheit und viel Liebe schenken. Ganz besonders möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die meine Bücher und E-Books gekauft haben und mir damit ermöglichen, meiner großen Leidenschaft, der Geschichte, weiterhin nachgehen zu können.

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Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance

Lucas Cranach der Ältere: Johannes Bugenhagen, 1537

Johannes Bugenhagen, 1537
Johannes Bugenhagen, 1537

Johannes Bugenhagen

Johannes oder Johann Bugenhagen, auch "Doctor Pommeranus" genannt, erblickte am 24. Juni 1485 als Sohn des Ratsherrn Gerhard Bugenhagen in Wollin/Pommern das Licht der Welt. Neben Martin Luther und Philipp Melanchthon gehört er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Reformation. Man nennt ihn deshalb auch "den Dritten Reformator". Bevor er ein Anhänger Martin Luthers wurde und sich zum protestantischen Glauben bekannte, war er Prämonstratensermönch (siehe: Annette Kugler-Simmerl: Bischof, Domkapitel und Klöster im Bistum Havelberg 1522-1598 – Strukturwandel und Funktionsverlust. Studien zur brandenburgischen Landesgeschichte. Band 1, Berlin 2003, S. 181: "Aus den Reihen der Prämonstratenser ging sogar einer der wichtigsten Reformatoren [Johann Bugenhagen] hervor. Johann Bugenhagen, seit 1517 Lektor der Heiligen Schrift in der Prämonstratenserabtei Belbuck in Pommern, schloß sich zu Beginn der 1520er Jahre Luther an", und Franz Winter: Die Prämonstratenser des zwölften Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland, Berlin 1865, S. 254: "Bugenhagen war ein Prämonstratenser aus dem Kloster Belbog [Belbuck].") Im Jahr 1509 wurde Johannes Bugenhagen in seinem Orden zum Priester geweiht. Im März 1521 ließ er sich schließlich in Wittenberg nieder, wo man ihn im November 1521 zuerst zum Lehrer in der Universität von Wittenberg – er hielt Vorlesungen über die Psalmen – und im Oktober 1523 schließlich zum Pfarrer an der dortigen Stadtkirche St. Marien erhob. In der Letzteren war er schließlich durch seine sehr langen Predigten in seiner Gemeinde gefürchtet, deren Länge auch von seinem Freund Martin Luther mehrmals kritisiert wurde. Am 17. Juni 1533 feierte Johannes Bugenhagen seine Promotion zum Doktor der Theologie, und am 19. September 1535 durfte er sich ordentlicher Professor der theologischen Fakultät in Wittenberg nennen. Als Beichtvater und enger Freund von Martin Luther hatte er Letzteren oft bei seinen tiefen Depressionen und Anfechtungen zu helfen. In den wichtigen Momenten im Leben seines Freundes Martin Luther war er stets anwesend: Er schloss dessen Ehe mit Katharina von Bora, taufte dessen sechs Kinder und hielt die Grab- und Gedenkrede für ihn (drei weitere Abbildungen von ihm: Abbn. 231 und 231a und Abb. 232).

Johannes Bugenhagen
Abb. 231: Johannes Bugenhagen
Johannes Bugenhagen
Abb. 231a: Johannes Bugenhagen
Johannes Bugenhagen und sein Freund Martin Luther
Abb. 232: Johannes Bugenhagen (links) und sein Freund Martin Luther, dessen Beichtvater er auch war

Mit seinem Namen ist jedoch vor allem die reformatorische Erneuerung der Kirchen in Norddeutschland und in Dänemark verknüpft. So bat ihn Christian III. von Dänemark im Jahr 1537, die dänische Kirche zu reorganisieren. Johannes Bugenhagen verließ daraufhin Deutschland und veröffentlichte in Dänemark nach zwei Jahren intensiver Arbeit 1539 eine neue Kirchenordnung, die noch heute die Grundlage der dänischen Verfassung stellt. Er entwickelte letztlich neue Kirchenordnungen ebenfalls für Braunschweig, wo er mit seiner Familie in den Jahren 1528 und 1529 verweilte, für Braunschweig-Wolfenbüttel, für Hamburg, wo er mit seiner Familie in den Jahren 1528 bis 1529 lebte, für Hildesheim, für Lübeck, das er mit seiner Familie von 1530 bis 1532 sein Zuhause nannte, für Norwegen, für seine alte Heimat, Pommern, in dem er mit seiner Familie von Dezember 1534 bis August 1535 lebte, und für die Herzogtümer Holstein und Schleswig, für deren Einführung er sich im Jahr 1542 nach Rendsburg begeben hatte. Diese Kirchenordnungen beschäftigten sich nicht nur mit der Kirchenverwaltung, sondern auch mit den unterschiedlichen Ämtern im Kirchendienst, mit der Organisation der Schule, der Armenversorgung, dem Ablauf der Gottesdienste und dem Inhalt der Predigten.

Walpurga, die Gattin von Johannes Bugenhagen
Abb. 232a: Walpurga, die Gattin von Johannes Bugenhagen

Von seinen Zeitgenossen wurde Johannes Bugenhagen, der als hochgewachsener und "knochiger" Mann beschrieben wurde und der stets voller Energie ans Werk ging und ohne viel Skrupel lebte, als Meister in Organisations- und Verfassungsfragen bezeichnet. Trotz der unzähligen Briefe, die von ihm noch heute vorhanden sind, ist von seiner Familie kaum etwas bekannt. Er war diesbezüglich leider nicht sehr mitteilungsbedürftig. Im 19. Jahrhundert wusste man nur, dass er am 13. Oktober 1522 geheiratet hatte (in: Christian Bellermann: Das Leben des Johannes Bugenhagen nebst einem vollständigen Abdruck seiner Braunschweigischen Kirchenordnung vom Jahre 1528, Berlin 1859, S. 23). Christian Bellermann ging noch davon aus, dass es sich bei der Braut um die "Jungfrau Eva Rörer" handeln würde, "ohne Zweifel einer Schwester des Magisters der Philosophie Georg Rörer, welchen Bugenhagen öfters seinen lieben Schwager nennt". (in: Christian Bellermann, ebenda, S. 23; und Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der lutherischen Kirche, herausgegeben von J. Hartmann, Dr. Lehnerdt, Dr. C. Schmidt, Lic. K. F. Th. Schneider, Dr. Vogt, Dr. G. Uhlhorn, IV. Theil: Johannes Bugenhagen, Elberfeld 1867, S. 58). In den "Baltischen Studien" erfährt man, dass Bugenhagens Gattin am 1. Mai 1556 gerade 56 Jahre alt war, "mithin muß sie am 1. Mai 1500 geboren seyn." (in: Baltische Studien, herausgegeben von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, 1. Heft, Stettin 1832, S. 151). Heute scheint man sich sehr sicher zu sein, dass es sich bei der Gattin von Johannes Bugenhagen um eine Magd des Juristen Dr. Schurff mit dem Namen Walpurga Triller oder Trittler (Abb. 232a) handelt, die eine Tochter des Torgauer Bürgers Peter Triller (oder Trittler) gewesen sein soll. Denn Walpurga erblickte in der Tat am 1. Mai 1500 das Licht der Welt. Sie war daher fast 15 Jahre jünger als ihr Gatte. Ihre Ehe währte über 35 Jahre und endete erst mit dem Tod von Johannes Bugenhagen am 20. April 1558. Er war 73 Jahre alt geworden und wurde in seiner Predigtkirche, der Wittenberger Stadtkirche St. Marien, beigesetzt. Sein Freund Philipp Melanchthon hielt seine Grab- und Gedenkrede. Seine Gattin Walburga folgte ihm 11 Jahre später, am 28. Juli 1569.

Johannes Bugenhagen mit seiner Gattin Walpurga und seinen fünf Söhnen und vier Töchtern
Abb. 232b: Johannes Bugenhagen [der Ältere] (links von Jesus Christus) mit seiner Gattin Walpurga (rechts außen) und seinen fünf Söhnen und vier Töchtern

Wie wir einer zeitgenössischen bildlichen Quelle, der Altartafel der Wittenberger Stadtkirche St. Marien, der "Taufe Christi", entnehmen können, die im Jahr 1560 vom Rat in Wittenberg anlässlich des Todes von Johannes Bugenhagen gestiftet worden war, gingen aus der Ehe von Johannes Bugenhagen und seiner Gattin Walpurga insgesamt fünf Söhne und vier Töchter hervor (Abb. 232b). Von drei Söhnen und zwei Töchtern sind die Namen und Lebensdaten leider im Laufe der Geschichte verloren gegangen. Überliefert wurde hingegen, dass ihr Sohn Michael (außen links in Abb. 232b, das kleine Kind in weißer Kleidung) im Alter von zwei Jahren am 26. April 1528 an der Pest starb, die zu dieser Zeit gerade in Wittenberg grassierte. Mit Sicherheit war dieser nicht der älteste Sohn von Johannes Bugenhagen gewesen, der nach alter Tradition den Namen seines väterlichen Großvaters Gerhard getragen haben muss und um 1523 oder 1524 geboren wurde (fünfte Gestalt von links, direkt hinter Johannes Bugenhagen, in Abb. 232b). Nach ihm kam die Tochter Sara (dritte Gestalt von rechts in Abb. 232b) auf die Welt, die am 7. April 1525 geboren wurde. Erst dann folgten der Sohn Michael, der bereits im Jahr 1528 verstarb, und der Sohn Johannes [Bugenhagen der Jüngere] (vierte Gestalt von links in Abb. 232b), der das Licht der Welt am 31. Dezember 1527 in Wittenberg erblickte. Nach diesen wurde noch eine Tochter Martha (zweite Gestalt von rechts in Abb. 232b) geboren. Von zwei weiteren Töchtern und zwei weiteren Söhnen kennen wir weder die Namen noch die Lebensdaten. Als Johannes Bugenhagen am 20. April 1558 aus dem Leben schied, waren nur noch drei seiner Kinder am Leben: seine Töchter Sara und Martha und sein Sohn Johannes Bugenhagen der Jüngere (Abbn. 232c und 232d): "Bugenhagen war schon körperlich sehr schwach geworden, auf einem Auge sogar erblindet ... Im letzten Monat verließ er nicht mehr das Bett und am 20. April 1558 entschlief er sanft im dreiundsiebzigsten Jahre seines vielbewegten und reich gesegneten Lebens... Trauernd, aber Gott die Ehre gebend, standen an seinem Sterbebett seine Ehefrau und drei Kinder ..." (in: Christian Bellermann, ebenda, S. 98; und J. H. Zietz: Johannes Bugenhagen, Ein biographischer Versuch, Leipzig 1829, S. 235-236). Da Johannes Bugenhagen nicht plötzlich an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall starb, konnte sich seine gesamte Familie auf sein Sterben vorbereiten. Es werden daher sämtliche seiner noch lebenden Kinder an seinem Totenbett gestanden haben. Und dies waren drei, nämlich Sara, Johannes der Jüngere und Martha. Johannes Bugenhagen der Jüngere, der am 12. Februar 1594 verstarb, wurde wie sein Vater Theologe. Er heiratete am 1. Juni 1556 in erster Ehe (Anna)-Maria († 1580), eine Tochter des Torgauer Bürgers Andreas Stolp, die ihm sechs Kinder schenkte, von denen zwei, seine Tochter Katharina und sein Sohn Johannes [Bugenhagen III.] (1560-1594), das Erwachsenenalter erreichten. Aus seiner zweiten Ehe mit Margarete (1529-1600), einer Tochter des Wittenberger Notars Friedrich Drachstedt, gingen keine Kinder hervor. Von der zweiten Tochter von Johannes Bugenhagen dem Älteren und Walpurga, Martha (abb. 232e), gestorben im Jahr 1564 (in: Baltische Studien, ebenda, S. 154), wissen wir nur, dass sie im Jahr 1551 mit dem Juristen Dr. Andreas Wolf († 1560) verheiratet wurde und nach dessen Tod die Gattin von Dr. Paul Nithard oder Neidhard wurde (in: Baltische Studien, ebenda, S. 160-161).

Johannes Bugenhagen der Jüngere
Abb. 232c: Johannes Bugenhagen der Jüngere, der dritte Sohn von Johannes
Bugenhagen und seiner Gattin Walpurg
Johannes Bugenhagen der Jüngere mit seinem Schwager Georg Cracow
Abb. 232d: Johannes Bugenhagen der Jüngere (rechts), der in dieser Altartafel gleich zweimal verewigt wurde, mit seinem Schwager Georg Cracow, dem zweiten Gatten seiner Schwester Sara (diese Gruppe von einflussreichen Männern muss der Altartafel später als 1560 hinzugefügt worden sein!)
Martha Bugenhagen
Abb. 232e: Martha Bugenhagen
Sara Bugenhagen
Abb. 232e: Sara Bugenhagen

Die meisten Informationen besitzen wir über die erste Tochter von Johannes Bugenhagen und Walpurga, ihre Tochter Sara (Abb. 232e). Sie heiratete im Jahr 1543 in erster Ehe einen gewissen Gallus Marcellus, dem sie drei Kinder schenkte. Der erste Sohn starb bereits kurz nach der Geburt. Das nächste Kind war ihr Sohn Martin. Saras erster Gatte starb jedoch bereits um den 14. Oktober 1547, als sie zum dritten Mal schwanger war. Sie kehrte daher nach seinem frühen Tod im hochschwangeren Zustand mit ihrem Söhnchen Martin zu ihren Eltern zurück, wo sie im November 1547 ihre Tochter Anna zur Welt brachte. Am 17. Juni 1549 heiratete sie zum zweiten Mal. Bei dem Auserwählten handelte es sich um Georg Cracow (1525-1575). Sara schenkte, wie wir der Altartafel "Christus am Kreuz mit den Schächern" aus dem Jahr 1565 entnehmen können (Abb. 232f), ihrem zweiten Gatten vier Söhne und drei Töchter. Sie starb am 17. Dezember 1563 an den Folgen der letzten Geburt, ihres letzten Sohnes Johannes (zweite Gestalt von links in Abb. 232f), der am 14. Dezember 1563 das Licht der Welt erblickt hatte und bereits zwei Tage später, am 16. Dezember 1563, verstarb. Unterhalb der Altartafel liest man zudem Folgendes (Übersetzung vom Lateinischen): "Hier liegt Sara begraben, die Tochter neben dem Vater, der Bugenhagen mit Ruhm ward ... Gott hat mir gewährt, das ich ihm [ihrem zweiten Gatten, Georg Cracow] vier Söhne geboren, das drei Töchter ich auch schenkte dem teuren dazu. Aber das siebente Mal entraffte die bittere Krankheit mich ..." Bei den übrigen drei Söhnen handelt es sich um Paul (vierte Gestalt von links im schwarzen Gewand in Abb. 232f, direkt hinter seinem Vater Georg Cracow), der um 1551 oder 1552 geboren wurde und wie Martin Luthers ältester Sohn Johannes Luther sehr jung, als Sieben- oder Achtjähriger, in der Universität von Wittenberg als Student eingeschrieben wurde (am 17. Oktober 1559), und Georg (erste Gestalt von links in Abb. 232f), der am 10. November 1561 das Licht der Welt erblickte. Der Name ihres vierten Sohnes auf der Altartafel (dritte Gestalt von links direkt unter seinem Bruder Paul in Abb. 232f), bei dem es sich vermutlich um den ältesten Sohn handelt und der um 1551 geboren wurde und der bereits als sehr kleines Kind verstarb, lautete mit hoher Wahrscheinlichkeit Gerhard (nach dem Vater und dem väterlichen Großvater). Vielleicht war er ein Zwillingsbruder von Paul. Von den Töchtern aus ihrer zweiten Ehe war Katharina die Älteste († 1598) (dritte Gestalt von rechts in Abb. 232f). Sie muss im Jahr 1550 geboren worden sein und heiratete am 9. Mai 1568 Jakob Griebe aus Leipzig. Die zweite Tochter, Hannula (vierte Gestalt von rechts in Abb. 232f), geboren um 1555, hat leider ebenfalls keine weiteren Informationen hinterlassen. Sie muss bereits vor 1565 gestorben sein. Die jüngste Tochter Maria (zweite Gestalt von rechts in Abb. 232f), die um 1559 geboren wurde, heiratete einen gewissen Benedikt Balthasar Hofmann.

Sara Bugenhagen mit ihrem zweiten Gatten, Georg Cracow, und ihren vier Söhnen und drei Töchtern
Abb. 232f: Sara Bugenhagen (rechts mit dem Wappen ihres Vaters) mit ihrem zweiten Gatten, Georg Cracow (fünfte Gestalt von links), und ihren vier Söhnen und drei Töchtern aus ihrer zweiten Ehe

Lesetipps:

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Der Alltag im Mittelalter 352 Seiten, mit 156 Bildern, ISBN 3-8334-4354-5, 2., überarbeitete Auflage 2006, € 23,90

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