Hans Holbein der Jüngere: Ein deutscher Kaufmann aus dem Stahlhof im Alter von 28 Jahren, 1541
Der Stahlhof
Der Stahlhof, das Hanse-Kontor in London, bestand aus mehreren benachbarten Häusern mit Kaianlagen am Themseufer und wurde durch Mauern und Türme von der Außenwelt abgeschirmt. Nur drei Tore, die stets scharf bewacht wurden, verbanden diese Kaufmannsfestung mit der Innenstadt Londons. Diese Befestigung war notwendig, da des Öfteren aus Eifersuchtsgründen – man neidete den deutschen Kaufleuten ihren großen wirtschaftlichen Erfolg – mit Angriffen der einheimischen Bevölkerung gerechnet werden mußte. Die jungen Kaufleute lebten innerhalb der Mauern wie Mönche in einem Kloster. Sie erhielten ihre einzelnen Zellen, durften nicht heiraten und hatten im Stahlhof die aus Deutschland eingeführten Tuche „zu stahlen“, d. h., zu prüfen und mit einem Bleisiegel zu versehen.
Im Jahre 1552 hatte man der Hanse in England ihre Privilegien entzogen, die sie mit Unterstützung des spanischen Königs Philipp II., dem Gatten der englischen Königin Maria, jedoch zumindest für einige Jahre wieder zurückgewinnen konnten. Aber bereits 1558 wurden den hanseatischen Kaufleuten deren wirtschaftliche Vorrechte durch Elisabeth I. erneut – und nun für immer – aberkannt.