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Frohe Weihnachten / Merry Christmas

Eine wunderschöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2025 wünscht Ihnen, meine lieben Leser und Leserinnen, Ihre Maike Vogt-Lüerssen von Downunder.

Möge das nächste Jahr Ihnen Gesundheit und viel Liebe schenken. Ganz besonders möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die meine Bücher und E-Books gekauft haben und mir damit ermöglichen, meiner großen Leidenschaft, der Geschichte, weiterhin nachgehen zu können.

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Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance

Alonso Sánchez Coello: Prinz Don Carlos

Prinz Don Carlos
Prinz Don Carlos

Inzucht bis zum Wahnsinn

Don Carlos wurde am 8.7.1545 als erster Sohn des spanischen Königs, Philipp II. († 1598) (Abb. 257), und seiner ersten Frau, Maria Manuela von Portugal († 1545) (Abb. 258), geboren. Seine Mutter starb vier Tage nach seiner Geburt am Kindbettfieber. Don Carlos selbst kam körperlich und geistig behindert zur Welt, was letztendlich nur ein Resultat der von den Habsburgern seit langem betriebenen Heiratspolitik war. Diese Dynastie pflegte nämlich schon seit mehreren Generationen, fast ausschließlich Ehen zwischen Cousin und Cousine bzw. zwischen Onkel und Nichte zu schließen. So heiratete Don Carlos' Großvater, Karl V. (Abb. 259) († 1558), seine portugiesische Cousine Isabella († 1539) (Abb. 260). Don Carlos' Vater, Philipp II., und seine Mutter, Maria Manuela, waren gleich zweifach miteinander verwandt. Denn Philipps Mutter Isabella war die Schwester von Maria Manuelas Vater, Johann III. von Portugal († 1557), und Philipps Vater, Karl V., war der Bruder von Maria Manuelas Mutter, Katharina († 1578) (Abb. 261). Diese Inzuchtehen förderten natürlich das Ausbrechen von Erbkrankheiten. So traten chronisches Nierenleiden, Magenbeschwerden, Rheumatismus, Gicht, Verwachsungen, epileptische Anfälle und Geisteskrankheiten immer häufiger bei den spanischen, portugiesischen und österreichischen Habsburgern auf und führten 1578 letztendlich zum Aussterben des portugiesischen Königshauses und 1700 zum Aussterben des spanischen Königshauses.

Philipp II. von Spanien
Abb. 257: Philipp II. von Spanien
Maria Manuela von Portugal mit ihrem Sohn Don Carlos
Abb. 258: Maria Manuela von Portugal, die erste Gattin von Philipp II. von Spanien, mit ihrem Sohn Don Carlos
Karl V. als Erzherzog von Österreic
Abb. 259: Karl V., der zukünftige Kaiser, um 1508
Isabella, die Gattin Karls V.
Abb. 260: Isabella von Portugal
Katharina von Portugal
Abb. 261: Katharina von Österreich, Königin von Portugal

Don Carlos' Urururgroßmutter, Isabella von Portugal, die Mutter von Isabella der Katholischen († 1504) (Abb. 262), starb als Irre von Arevalo im Jahre 1496 in geistiger Umnachtung. Don Carlos' Urgroßmutter, Johanna die Wahnsinnige († 1555) (Abb. 263), zeigte schon als junge Frau Anzeichen von Schizophrenie und litt an Nervenschwäche, Wahnvorstellungen, Depressionen und Tobsuchtsanfällen. Durch die kontinuierlichen Verwandtenehen traten Geisteskrankheiten schließlich sowohl bei den österreichischen Habsburgern – Rudolf II. († 1612) (Abb. 264) wurde von Wutanfällen und Melancholie heimgesucht, die zunehmend an geistige Umnachtung grenzten – als auch bei den spanischen Habsburgern, nämlich Don Carlos, auf.

Isabella die Katholische
Abb. 262: Isabella die Katholische
Johanna die Wahnsinnige
Abb. 263: Johanna die Wahnsinnige
Kaiser Rudolf II.
Abb. 264: Kaiser Rudolf II.

Don Carlos kam mit deformiertem Rücken und ungleich langen Beinen auf die Welt und litt vermutlich wie viele seiner habsburgischen Verwandten an epileptischen Anfällen. Schon als Kind hatte er zudem erhebliche Lernschwierigkeiten, sprach nur mühsam und kaum verständlich, und neigte außerdem zu extremen Handlungsweisen und Zornesausbrüchen. Sein geistiger Gemütszustand verschlimmerte sich jedoch besonders nach einem Sturz im Jahre 1562, bei dem er eine so schwere Schädelverletzung erlitt, daß er zeitweise das Augenlicht verlor und nur durch eine Schädeltrepanation (Schädelöffnung) gerettet werden konnte. "Als aber die Gefahr für das Leben des Infanten [Don Carlos] am höchsten gestiegen war, entschloß sich am folgenden Tag der Chirurg Doktor Vesalius dazu, als äußerstes Rettungsmittel eine Trepanation des Schädels in der Weise vorzunehmen, daß er ein Stück in Form eines Dreiecks und in der Größe eines Schillings entfernte, um dem Eiter einen Abfluß zu schaffen." (in: Viktor Bibl, Maximilian II. – Der rätselhafte Kaiser. Ein Zeitbild, Hellerau bei Dresden 1929, S. 193)

Elisabeth von Frankreich
Abb. 265: Elisabeth von Frankreich

Seine Zeitgenossen erzählten nur Horrorgeschichten über ihn. So soll er drei seiner Ammen getötet haben, indem er ihre Brüste zerbiß oder vielmehr aufaß. Als Knabe, so wurde berichtet, briet er Hasen lebendig an einem Pfahl und biß einer Eidechse den Kopf ab. Seine Dienerschaft versetzte er in Angst und Schrecken, weil er sie töten oder mindestens entmannen lassen wollte. Seine Pferde ritt er zuschanden, und die Minister seines Vaters attackierte er mit Messern. Engere menschliche Beziehungen schien er nur zu seiner gleichaltrigen Stiefmutter, Elisabeth von Frankreich (Abb. 265), der Lieblingstochter von Katharina de' Medici, gehabt zu haben. Eigentlich war eine Heirat zwischen den beiden geplant gewesen, aber sein Vater nahm nach dem Tode seiner zweiten Frau, der englischen Königin Maria Tudor, die junge französische Prinzessin selbst zur Gemahlin. Elisabeth hatte großes Mitleid mit ihrem Stiefsohn und kümmerte sich um ihn, was dieser ihr mit hündischer Anhänglichkeit lohnte.

Zwischen Philipp II. und seinem Sohn dagegen kam es zu immer häufigeren Reibereien und Spannungen, bis Don Carlos um die Weihnachtszeit des Jahres 1567 Vorbereitungen traf, um in die Niederlande zu fliehen und sich dort an die Spitze der Aufständischen gegen seinen Vater aufstellen zu lassen. Seine Fluchtpläne wurden jedoch von Don Juan d'Austria († 1578), einem illegitimen Sohn Karls V., verraten. So konnte Don Carlos im Januar 1568 von seinem Vater unter Arrest gesetzt werden. Der König traf sofort Vorbereitungen für eine dauerhafte Sicherheitsverwahrung seines Sohnes. Dieser reagierte darauf einerseits mit Hungerstreiks andererseits mit Freßanfällen, bis er plötzlich am 24.7.1568 im jungen Alter von 23 Jahren verstarb. Der einzige Mensch, den er liebte, seine Stiefmutter Elisabeth, folgte ihm am 3.10. desselben Jahres, was Schiller und Verdi dazu verleitete, aus den beiden ein romantisches Liebespaar werden zu lassen.


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