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Die Wettiner

Friedrich der Strenge († 1381)

Bevor der Vater des 17-jährigen Friedrich des Strengen, Friedrich der Ernsthafte, am 18. November 1349 seine Augen für immer schloss, hatte er diesen, seinen ältesten Sohn, gebeten, als neues Oberhaupt der Familie erstens die Machtposition des Hauses im mitteldeutschen Raum zu sichern oder, wenn möglich, sogar auszubauen und zweitens die Einheit des wettinischen Herrschaftsbereiches trotz seiner drei jüngeren Brüder, dem fast 13-jährigen Balthasar, dem achtjährigen Ludwig und dem fast sechsjährigen Wilhelm I. dem Einäugigen, mittels einer entsprechenden Familienorganisation zu erhalten. Damit hatte er seinen ältesten Sohn vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Dieser hatte nämlich nun die Herrschaftsansprüche aller legitim geborenen Söhne seines Vaters zu befriedigen, ohne den Herrschaftsbereich seiner Familie wie in der Vergangenheit ihres Geschlechtes durch Teilungen zu gefährden oder zu schwächen. Er hoffte, den letzten Wunsch seines Vaters durch eine Brüdergemeinschaft mit ihm als Senior erfüllen zu können. Im Laufe der nächsten Jahre zeigte sich jedoch durch die vielen Konflikte der Brüder untereinander, dass man nach einer anderen Lösung bezüglich der Regierungsbeteiligung und der Verteilung der Unterhaltsgelder suchen musste.

Von Friedrichs drei jüngeren Brüdern konnte nämlich nur Ludwig im Jahr 1352 gezwungen werden, die Klerikerlaufbahn zu beschreiten und somit aus der Erbengemeinschaft auszuscheiden. Er wurde fortan mit geistlichen Pfründen versorgt. Im Jahr 1354 trat er in das Würzburger Domkapitel ein, im Jahr 1357 wurde er zum Bischof von Halberstadt ernannt, und im April 1374 stieg er schließlich zum Erzbischof von Mainz auf. Dieses hohe geistliche Amt konnte er jedoch nie bekleiden, da das Mainzer Domkapitel ihren eigenen Kandidaten, Adolf von Nassau, als nächsten Erzbischof von Mainz durchsetzen konnte. Ludwig musste sich daher im Februar 1381 mit dem Erzbistum von Magdeburg und dem Titel eines Patriarchen von Antiochia zufriedengeben. Im Februar 1382 kam er bei einem Brand auf dem Rathaus von Calbe an der Elbe ums Leben.

Nach dem Ausscheiden seines Bruders Ludwig aus der Erbengemeinschaft hatte Friedrich der Strenge noch eine Regelung bezüglich der Regierungsbeteiligung und der Verteilung der Unterhaltsgelder mit seinen sehr ehrgeizigen und selbstbewussten Brüdern Balthasar und Wilhelm I. zu finden. Im Jahr 1368 wies er diesen schließlich je eine Verwaltungseinheit mit eigener Hofhaltung zu. Hier konnten Balthasar und Wilhelm I. selbstständig regieren. „Jedem stand für den Unterhalt jährlich 1.200 Schock Groschen zu, die Ehefrauen erhielten je 800 Schock … Wichtige und folgenreiche Entscheidungen, etwa das Ansagen von Fehden, die Erhebung von Steuern oder die Vergabe von Lehen, mußten sie [die drei Brüder] gemeinsam treffen.“ (in: Jörg Rogge, ebenda, S. 105). Diese Teilung des wettinischen Herrschaftsbesitzes, die ihr Vater Friedrich der Ernsthafte verhindern wollte, erwies sich letztendlich als die einzige Lösung für ein einigermaßen friedliches Zusammenleben der drei Brüder. In der Neustädter Örterung von Juli 1379 wurde daher für alle Zeiten festgelegt, dass Friedrich der Strenge das Osterland (das heutige Ostthüringen und Westsachsen), Balthasar die Landgrafschaft von Thüringen und Wilhelm I. die Markgrafschaft von Meißen regieren sollten. „Um zu verhindern, daß der Dynastie Recht und Besitz entfremdet wurden, durften sie nur gemeinsam Schlösser, Güter und Einnahmen verpfänden oder verkaufen. Gemeinsam blieben ihnen auch die Bergwerke und die Münze in Freiberg sowie die Sorge für die Aufrechterhaltung des Landfriedens. Dagegen durfte jeder über die Lehen in seinem Teil frei verfügen und Amtleute einsetzen.“ (in: Jörg Rogge, ebenda, S. 106).

Friedrich der Strenge war noch zu Lebzeiten seines Vaters, vermutlich im Jahr 1346, mit der Gräfin Katharina von Henneberg-Schleusingen († 1397) verheiratet worden. Durch seine Gattin kamen die Wettiner letztendlich in den Besitz der „Neuen Herrschaft“, einem Territorium südlich des Thüringer Waldes mit der Stadt Coburg als Zentrum. Seit dem 16. Jahrhundert wurde dieses Herrschaftsgebiet „Pflege Coburg“ genannt. Katharina von Henneberg-Schleusingen schenkte ihrem Mann vier Söhne: 1. Friedrich, der bereits als Kleinkind um 1350 verstarb; 2. Friedrich den Streitbaren, geboren am 11. April 1370 und gestorben am 4. Januar 1428; 3. Wilhelm II. den Reichen, geboren am 23. April 1371 und gestorben am 30. März 1425; und 4. Georg, geboren im Jahr 1380 und gestorben am 9. Dezember 1401. Als Friedrich der Strenge am 25. Mai 1381 aus dem Leben schied, hatte er sich zwar zugestehen müssen, dass er den Wunsch seines Vaters, das wettinische Reich nicht zu teilen, nicht hatte erfüllen können, aber er und seine Brüder Balthasar und Wilhelm I. waren immerhin in der Lage, das wettinische Herrschaftsgebiet trotz der Gefahr, die vom Kaiser Karl IV. ausging, der ihre Territorien seit 1373 von drei Seiten umklammerte, zu sichern und sogar durch Gewalt (Fehden, Vogtländischer Krieg), Heirat („Pflege Coburg“ im Jahr 1353), Kauf (Mark Landsberg im Jahr 1347) und Lehensübertragung (Burggrafschaft Leisnig und Pleißenland) auszubauen.

Friedrich der Strenge, der drei unmündige Söhne, den 11-jährigen Friedrich den Streitbaren, den 10-jährigen Wilhelm II. und den einjährigen Georg, hinterließ, hatte in seinem Testament seine Gattin Katharina von Henneberg-Schleusingen zu deren Vormund und Regenten bestimmt. Sein Herrschaftsgebiet Osterland sollte zudem, solange jene lebte, nicht unter den Söhnen aufgeteilt werden. Seine letzte Ruhe fand er im Kloster Altzella, das sein Vater, Friedrich der Ernsthafte, zum zentralen Gedächtnisort für die gesamte Familie bestimmt hatte. Überlebt wurde Friedrich von seinen drei Brüdern Balthasar, Ludwig und Wilhelm I., die zum Zeitpunkt seines Todes jedoch selbst noch keine Söhne besaßen. Balthasar war seit 1374 mit Margarete (oder Margaret), einer Tochter des Burggrafen Albrecht von Nürnberg, verheiratet. Sie hatte ihm im Jahr 1377 die Tochter Anna geschenkt, die im Jahr 1387 oder im Jahr 1389 mit Herzog Rudolf III. von Sachsen-Wittenberg verheiratet wurde. Wilhelm I. hatte im Frühjahr 1366 Ludmilla (nicht Elisabeth) von Mähren, eine Nichte des Kaisers Karl IV., geheiratet, die seine große Liebe in seinem Leben sein sollte. Seit dieser Zeit war Wilhelm I. zudem sehr häufig am Prager Hof des Kaisers zu finden und begleitete diesen als loyaler Gefolgsmann mit seinem wettinischen Truppenaufgebot auf vielen Feldzügen. So zog er im Jahr 1365 z.B. mit Karl IV. gegen marodierende englische Söldner im Elsaß und im Jahr 1368 gegen die Visconti in Oberitalien.


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