Anmerkungen:
Katharina von Kleve, die Herzogin von Geldern und Gräfin von Zütphen, gehört zu den vielen hohen Adligen ihres Jahrhunderts, die als Kunstmäzene unsterblich geworden sind. Ihr Stundenbuch, das 157 Miniaturen aufweist, zählt zu den großen Kunstschätzen der Renaissance. Katharina von Kleve, die eine sehr selbstbewusste Frau war, gab dieses Stundenbuch um 1440 für ihren persönlichen Gebrauch in Auftrag. Der Künstler ist leider nicht bekannt.
Katharina, die von ihren Feinden als „herrschsüchtig und ränkevoll“ beschrieben wurde, weil sie es als Frau wagte, sich in die politischen Verhältnisse ihres Herzogtums Geldern einzumischen, wurde im Alter von sechs Jahren mit Arnold von Egmont verlobt, der am 25. Juni 1423 seinem Großonkel mütterlicherseits, Rainald IV., als Herzog von Geldern und Grafen von Zütphen gefolgt war. Ihre Hochzeit fand im Jahr 1430 statt. Die Ehe war sehr unglücklich, und Katharina war um 1440 nicht mehr bereit, mit ihrem Gatten zusammenzuleben. Fortan weilte sie getrennt von ihm in Nimwegen oder Lobith. Als ihr Gatte, der stets auf sehr großem Fuße lebte und weder über militärische noch politische noch finanzielle Fähigkeiten verfügte, sich im Jahr 1449/50 auf seine Pilgerfahrt nach Rom und Jerusalem begab, übernahm Katharina als seine Stellvertreterin die Regierungsgeschäfte. Seine Heimkehr im Jahr 1451/52 setzte jedoch nicht nur den Konflikt zwischen den Ehegatten fort, sondern führte auch im Laufe der nächsten Jahre zur völligen Trennung von seinem Sohn Adolf, der seinen Vater als Herzog absetzen wollte. Katharina stand bei dieser Konfrontation zwischen Vater und Sohn auf der Seite des Letzteren. Sie fand Hilfe und Unterstützung bei ihrem Onkel, dem burgundischen Herzog Philipp dem Guten. Selbst die Gegner von Katharina und Adolf mussten zugeben, dass unter dem Herzog Arnold eine so große und anhaltende Gesetzlosigkeit herrschte, wie es sie in der Geschichte des Herzogtums von Geldern noch nie gegeben hatte. Scheuten doch selbst die herzoglichen Beamten vor Beraubungen und Gewalttätigkeiten gegenüber den eigenen Untertanen nicht zurück. Eine Fehde reihte sich an die andere. Die Straßen und Wege im Herzogtum waren so unsicher geworden, dass man ständig mit Überfällen, Plünderungen und Entführungen rechnen musste. Im Jahr 1465 kam es schließlich zu einer Verschwörung unter der Leitung von Adolf, die mit der Gefangennahme des Herzogs Arnold auf Schloss Büren endete. Erst im Jahr 1471 erlangte dieser mit der Hilfe des burgundischen Herzogs Karl des Kühnen wieder die Freiheit. Nun musste Katharina miterleben, wie einerseits der burgundische Herzog ihren Sohn Adolf noch im Jahr 1471 gefangensetzte und wie andererseits ihr Gatte am 7. Dezember 1472 sein Herzogtum für 300.000 (in einer anderen Quelle für 92.000) Goldgulden an seinen burgundischen Befreier verpfändete. Sie zog sich daraufhin nach Lobith zurück, einem Familienbesitz der Egmonts, wo man sie im Jahr 1473 von dem Tod ihres Gatten informierte. Es dauerte noch weitere vier Jahre, bevor sich ihr Sohn mit Hilfe der Flamen endlich aus der Gefangenschaft befreien konnte. Seine Freiheit sollte allerdings nur sehr kurz währen, da er bereits im gleichen Jahr (1477) in der Schlacht bei Tournai fiel. Katharina war bereits am 10. Februar 1476 in Lobith aus dem Leben geschieden und musste daher den Tod ihres Lieblingskindes nicht mehr miterleben. Sie wurde neben ihrem Vater, Adolf I. von Kleve, im Karthäuserkloster der Marieninsel in der Nähe von Wesel beigesetzt.