Wer ist Mona Lisa? – Identifizierung einer Unbekannten mit Hilfe historischer Quellen
als Buch bei amazon.de: 172 Seiten, mit Stammtafeln und 136 Bildern (130 Bilder in Farbe), Independently published, 1. Auflage, ISBN 978-1-9831-3666-5, € 29,31
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Maria von Kleve als die heilige Maria mit ihrem Sohn, dem zukünftigen französischen König Ludwig XII., als dem Jesuskind und ihrem Gatten, dem Herzog Karl von Orléans, der als roter und blauer Engel gleich mehrere Male abgebildet wurde; vermutlich um 1462-65 gemalt
Heute, am 11. April 2019, erhielt ich eine Zuschrift, in der die Schreiberin die Behauptung aufstellte, dass es sich bei der dargestellten Heiligen Maria um Agnes Sorel, eine Mätresse des französischen Königs Karl VII., handeln würde, und dass diese Altartafel um 1452-55 erstellt worden sei. Meine Antwort an jene lautet folgermaßen:
"... seit 2003 versuche ich die Nachricht zu verbreiten, dass die Dargestellten in den Porträts des Mittelalters und der Renaissance zu identifizieren sind. Das hat nichts mit "ich glaube" zu tun, sondern mit Wissen. Im Mittelalter und in der Renaissance konnten höchstens 10% der Menschen lesen. Kunst war schon immer ein Werkzeug der Propaganda der Mächtigen. Und die Botschaft, die diese geben wollten, sollte von allen verstanden werden. Das heißt, wir müssen wie die Menschen damals die Wappen und spezifischen Symbole der hohen Dynastien kennen und auch die Traditionen dieser Epochen.
Agnes Sorel war die bekannteste Mätresse des französischen Königs Karl VII. Sie wird niemals das Recht erhalten haben, ihr Gesicht irgendeiner Heiligen und auch nicht der höchsten weiblichen Heiligen, der Heiligen Maria, "zu leihen". Sie war nicht die legale Gattin des Königs, der außerhalb seiner Ehe Sex mit ihr hatte. Dies war nach der Tradition des Mittelalters und der Renaissance eine sehr schwere Sünde!!!
Das Altarbild zeigt uns durch seine Symbolik, dass die Dargestellten mit dem mailändischen Herzogtum der Visconti verwandt waren. Aber sie stellen keine direkten Mitglieder dar (die ich übrigens mittlerweile alle kenne). Es gibt im Prinzip nicht viele außermailändische Verwandte, die auf ihre Verwandtschaft mit den Visconti hinweisen wollten und damit auch ein Anrecht auf den mailändischen Thron erheben konnten. Bei der Dargestellten kann es sich daher nur um Maria von Kleve handeln. Wann diese Altartafel erstellt wurde, wissen wir nicht. Bei der Datierung um 1452-55 handelt es sich nur um eine Schätzung, vorgenommen von den Kunsthistorikern, für die jene keine historische Quelle vorlegen können. Der Stifter starb erst im Jahr 1474. Er kann daher noch bis 1474 Altarbilder ausgetauscht bzw. erneuert haben. Da Maria von Kleve als die Heilige Maria mit Kind dargestellt wurde, muss diese Altartafel um 1462, als ihr Sohn Ludwig geboren wurde (der spätere König Ludwig XII., der sich seit 1500 auch Herzog von Mailand nannte), oder später erstellt worden sein.
Wenn Sie Interesse haben, sich mit der spezifischen Symbolik der Visconti und der Sforza zu beschäftigen, kann ich Ihnen mein neuestes Buch empfehlen: Wer ist Mona Lisa?
Wir müssen nicht mehr "glauben" (und blindlings den Kunsthistorikern folgen), wir dürfen "wissen".
Herzliche Grüße, Maike Vogt-Lüerssen
"Blond, tall, and slim, she [Maria von Kleve] was said to have kept her beauty well into middle age. ... Like her husband, she wrote poetry of some quality. Mary loved to dance and hunt and was fond of dogs and horses. She was well practiced in the refined manners of the era and had a taste for the fine arts. She especially liked richly illustrated books. Mary was conventionally devout in the religion of the day, which emphasized ritual and pious practices, and was generous in almsgiving as far as her limited resources permitted." (in: Frederic J. Baumgartner: Louis XII, New York 1996, p. 3).
Drei Kinder von Maria von Kleve erreichten das Erwachsenenalter: 1. ihre Tochter Marie (1457-1493), die zukünftige Gräfin d'Etampes; 2. ihr Sohn Ludwig XII. (1462-1515), der zukünftige König von Frankreich; 3. ihre Tochter Anna (1464-1491), Äbtissin des Klosters Fontevrault.
Wer ist Mona Lisa? – Identifizierung einer Unbekannten mit Hilfe historischer Quellen
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Die Frauen der Sforza I: Bianca Maria Visconti – Die Stammmutter der Sforza
nur als Buch (Farbband) bei amazon.de: 294 Seiten, mit Stammtafeln und 243 Bildern, Independently published, 1. Auflage 2020, ISBN 978-1-6515-0580-9, € 43,90