Philipp II. von Spanien "regarded telling lies as the essential prerequisite to a favourable outcome." (in: Geoffrey Parker: Imprudent King – A new life of Philip II., id, p. 202). Lügen, Versprechen brechen und Töten - alles im Namen Gottes - das war ein Charakteristikum fast aller Monarchen der Renaissance (wenn nicht aller machthungrigen Menschen zu allen Zeiten). Im Jahr 1566 hatte Margarete von Parma den bedeutenden niederländischen Adligen Floris de Montmorency (1528-1570), Baron von Montigny, als ihren speziellen Gesandten nach Spanien geschickt. Er war ein jüngerer Bruder von Philipp de Montmorency (um 1524-1568), dem Grafen von Hoorn. Als Letzterer in den Niederlanden vom Herzog von Alba als Ketzer und Rebell verhaftet und schließlich hingerichtetet worden war, nahm man in Spanien auch dessen jüngeren Bruder gefangen. Floris de Montmorency, der seit 1548 als loyaler Höfling und Diplomat erst im Dienste von Philipps II. Vater, dem Kaiser Karl V., und dann von Philipp II. selbst gestanden hatte, beteuerte zwar seine Unschuld, wurde jedoch ebenfalls verhaftet und sollte das gleiche Schicksal wie sein älterer Bruder erleiden. Seine Familie und seine Freunde wandten sich in dieser schwierigen Situation an Anna von Österreich, die Nichte des spanischen Königs, die demnächst seine offizielle vierte Gattin werden sollte. Und jene setzte sich in der Tat für ihn ein und bat ihren Onkel und zukünftigen Gatten um Gnade für Floris de Montmorency. Jetzt sah sich Philipp II. in einer Zwickmühle. Er wollte nicht als unfreundlicher und herzloser Mann in Gegenwart von Anna erscheinen. Deshalb ordnete er an, dass man Floris de Montmorency in ein anderes Gefängnis überführte, in dem er unbekannt war und ließ ihn dort erdrosseln. Seiner Braut Anna erzählte er bei ihrer Ankunft einen Tag nach der Ermordung von Floris de Montmorency, jener hätte sich im Gefängnis eine schwere Krankheit zugezogen und sei leider gestorben. "Philip [II.] gloated to Alba that the deception had 'succeeded so well that up to now everyone believes he died of his illness', and no doubt he spent his wedding night in Segovia castle with a clear conscience: the pleas of his new wife for clemency had come just too late." (in: Geoffrey Parker: Imprudent King – A new life of Philip II., id, p. 199).
Am 31. März 1578 wurde ein weiterer ehemaliger Höfling von Philipp II., Juan de Escobedo, auf öffentlicher Straße - wie Briefe beweisen - im Auftrag von Philipp II. niedergestochen, nachdem dreimal vergeblich versucht worden war, ihn zu vergiften. Es war einem anderen Höfling von Philipp II., Antonio Pérez, nämlich gelungen, dem spanischen König einzureden, dass Juan de Escobedo seinen Herrn, Don Juan d'Austria, in seinem Plan unterstützte, Philipp II. vom Thron zu stürzen und der nächste König von Spanien zu werden. Don Juan d'Austria starb übrigens fünf Monate nach Juan de Escobedo angeblich an Typhus. War er vergiftet worden? Hatte Philipps Sohn Don Carlos im Jahr 1545 seinen Vater ebenfalls vom Thron stürzen wollen, und zwar mit Hilfe der niederländischen Rebellen? War er letztendlich wie der Baron Montigny in seiner Gefängniszelle erdrosselt worden? Wahnsinn - wie wir am Beispiel von Johanna der Wahnsinnigen, der Mutter von Kaiser Karl V., sehen können - tötet nämlich nicht.