"Er hatte in dem fünfjährigen Kriege [gegen Polen und dann gegen Schweden, von 1655-1660)], von Warschau an, immer mit in der vordersten Reihe gestanden, militärisch und politisch. Er hatte Armeen erfolgreich geführt, und er war erfahrener Meister geworden in allen Künsten der Diplomatie; er kannte ihre geheimsten Mittel und Wege; er hatte auch die unentbehrliche Kunst gelernt, in schwierigen Lagen den Fuchspelz über das Löwenfell zu ziehen. Denn getreue Freunde und Bundesgenossen hatte er wenig gefunden, Mißtrauen und Neid, offene und geheime Gegner um so mehr ... [laut B. Erdmannsdörffer] ... Doch mit der Neigung, nach den Sternen zu greifen, verband sich bei ihm eine feste Beharrlichkeit, so wie den Ausbrüchen seines cholerischen Temperaments und Momenten, in denen er in Worten und Handlung das gebotene Maß sprengte, Zeitspannen folgten, in denen die Überhitzung der gesammelten Überlegung und planvollem Handeln wich." (in: Peter Mast, Die Hohenzollern in Lebensbildern, ebenda, S. 65). Im Alter litt der Kurfürst sehr stark an Gicht und Asthma.
Friedrich Wilhelm hatte von 1634 bis 1637 in den Niederlanden gelebt, was tiefe Eindrücke bei ihm hinterlassen sollte. Fortan träumte er nach holländischem Vorbild eine See- und Handelsmacht in seiner eigenen Herrschaft Brandenburg aufzubauen, was ihm nicht gelingen sollte. Aber er wurde Kolonialherr in Guinea (Afrika): "1680 ging es mit zwei Schiffen an die Guinea-Küste. Aufgrund eines mit Häuptlingen geschlossenen Vertrages konnten hier bei einer zweiten Expedition mit wiederum zwei Schiffen die brandenburgische Flagge gehißt und ein Fort Großfriedrichsburg errichtet werden, das nicht nur gegenüber den Eingeborenen, sondern auch gegenüber den konkurrierenden Niederländern Schutz bieten sollte. Diese zweite Fahrt wurde bereits von einer afrikanischen Handelskompagnie getragen ... [sein Enkel] König Friedrich Wilhelm I. sah in dem Kolonialunternehmen eine 'Chimäre' und verkaufte die afrikanischen Besitzungen kurzerhand zu einem geringen Preis an die Niederlande." (in: Peter Mast, Die Hohenzollern in Lebensbildern, ebenda, S. 79).