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Sonstige — Louise oder Luise von Degenfeld (1634-1677), Raugräfin von der Pfalz

Louise oder Luise von Degenfeld (1634-1677), die zweite Gattin des Kurfürsten Karl I. Ludwig von der Pfalz (1617-1680)

Louise oder Luise von Degenfeld - ihr vollständiger Name lautete Louise/Luise Maria Susanne, Baronin von Degenfeld - wurde von ihren Zeitgenossen als von zarter Gestalt mit blassem Teint, flammend roten Haaren, schönen feingliedrigen Händen und von großer Sanftmut beschrieben, die fließend Italienisch und Lateinisch sprach. Im Jahr 1652 trat sie als Hofdame in die Dienste von Charlotte von Hessen-Kassel, der Kurfürstin von der Pfalz. "Sie ... fiel in ihrer zurückhaltenden Schlichtheit niemandem sonderlich auf. Ihre Fügsamkeit und ihre Geduld besänftigten die Launen der Kurfürstin, die auf jede zu auffällige Schönheit in ihrem Gefolge eifersüchtig war. Bald wurde sie ihre Vertraute und teilte das Zimmer mit ihr. Im Laufe des Jahres 1653 wurde Karl I. Ludwig auf die sanfte Gefährtin seiner Frau aufmerksam ... Ihr [Louise] war klar, daß ein einziger falscher Schritt ihre Zukunft aufs Spiel setzen würde, und so verweigerte sie sich mit sanfter Beharrlichkeit den beflissenen Avancen des Kurfürsten. Sie wollte 'etwas Solides' ... daß sie nicht seine Geliebte werden könne, es aber als eine Ehre ansehen würde, seine Frau zu werden, sobald er seine Freiheit wiedererlangt hätte." (in: Dirk Van der Cruysse: „Madame sein ist ein ellendes Handwerk“: Liselotte von der Pfalz – eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs, S. 47-48).

So heiratete der Kurfürst sie in engstem Kreise am 6. Januar 1658 in Frankenthal - wegen des Standesunterschiedes war es eine "Ehe zur linken Hand" -, dem sie 13 Kinder (in: Hans und Marga Rall: Die Wittelsbacher in Lebensbildern, ebenda, S. 275) oder 14 Kinder (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., p. 395) schenkte: 1. den Sohn Karl Ludwig (kurz: Karllutz), der Lieblingshalbbruder von Liselotte von der Pfalz, geboren am 15. Oktober 1658 und gestorben am 12. August 1688 - mit seinem schönen Haar, wie aus schwarzem Bernstein, und seinem anziehenden Äußeren hatte er großen Erfolg bei den Frauen, er war zudem ein begeisterter Jäger und ein ausgezeichneter Reiter, er bekam in Hannover ein Kavallerieregiment, mit dem er in Ungarn und Griechenland gegen die Türken kämpfen sollte - er starb am 12. August 1688 als Gefechtsoberfeldwebel auf Euböa als ein Opfer der dort in seinem Heer wütenden Ruhr (oder Malaria); 2. die Tochter Karoline Elisabeth, geboren am 19. November 1659 und gestorben am 28. Juni 1696; 3. die Tochter Louise, die Lieblingshalbschwester von Liselotte von der Pfalz, geboren am 25. Januar 1661 und gestorben am 6. Februar 1733; 4. den Sohn Ludwig, geboren am 19. Februar 1662 und gestorben am 7. April 1662; 5. die Tochter Amalie Elisabeth, geboren am 1. April 1663 und gestorben am 13. Juli 1709; 6. den Sohn Georg Ludwig, geboren am 30. März 1664 und gestorben am 20. Juli 1665; 7. die Tochter Friederike, geboren am 7. Juli 1665 und gestorben am 7. August 1674; 8. den Sohn Friedrich Wilhelm, geboren am 25. November 1666 und gestorben am 29. Juli 1667; 9. den Sohn Karl Eduard, geboren am 19. Mai 1668 und gestorben am 2. Januar 1690 im Kampf gegen die Türken: 10. die Tochter Sophie, geboren am 19. Juli 1669 und gestorben am 28. November 1669; 11. den Sohn Karl Moritz [laut seiner Halbschwester Liselotte von der Pfalz: Alkoholiker und zwergwüchsig, aber intelligent, wissensdurstig und witzig, deshalb nannten ihn seine Geschwister 'den Philosophen'; man konnte leider seinen Alkoholkonsum nicht reduzieren, denn sein Lebensmotto war: 'Lieber sterben als sich ändern!'], geboren am 9. Januar 1671 und gestorben am 13. Juni 1702; 12. den Sohn Karl August, geboren am 19. Oktober 1672 und gestorben am 20. September 1691 - er war auf dem Schlachtfeld in Flandern in einen Hinterhalt französischer Berittener geraten; eine Kugel durchschlug seinen Kopf; und 13. den Sohn Karl Kasimir, geboren am 1. Mai 1675 und am 28. April 1691 in einem Duell gestorben. Louise von Degenfeld starb am 28. März 1677 bei der Geburt ihres 14. Kindes an Kindbettfieber. Es sind keine Informationen über dieses letzte Kind, bei dem es sich vielleicht um eine Totgeburt gehandelt hatte, erhalten geblieben.

Über den Tod des jüngsten Raugrafen Karl Kasimir erfahren wir Folgendes: "Karl Kasimir, der jüngste, war auf die Akademie von Wolfenbüttel geschickt worden, wo junge Adelige im Reiten und anderen Sportarten, für die sie sich interessierten, unterrichtet wurden. Sein Erzieher Geuder kämpfte vergeblich gegen seine fatale Neigung an, sich über die Schwächen seiner Kameraden lustig zu machen. Am 18. April [1691] hatte der junge Graf Anton Ulrich von Waldeck plötzlich genug davon, dem Raugrafen als Zielscheibe des Spottes zu dienen; er forderte ihn zum Duell und brachte ihm mit dem Schwert eine tödliche Verletzung bei. Der Raugraf starb eine Stunde nach dem Duell ..." (in: Dirk Van der Cruysse: „Madame sein ist ein ellendes Handwerk“: Liselotte von der Pfalz – eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs, S. 381).

Die Scheidung des Kurfürsten von seiner ersten Gattin Charlotte von Hessen-Kassel war jedoch nicht überall akzeptiert worden: "But his actions [die Scheidung von seiner ersten Gattin und die Heirat mit seiner zweiten Gattin] were not unquestionable, even from the legal point of view, for his first wife had refused to consent to a divorce. She continued to refuse, even after the death of her rival, twenty years later." (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., p. 394).

Karl I. Ludwig und sein Bruder Ruprecht verliebten sich "in das bescheidene, aber heitere und schöne Kammerfräulein Louise (Loysa) Maria Susanne von Degenfeld. Sie lehnte zunächst beide ab. Karl Ludwig hatte freilich für seine politische Ehe [mit Charlotte von Hessen-Kassel] nicht die notwendige Disziplin. Die Mutter mahnte ihn, da dieser seit 1657 einen lutherischen Pfarrer einschaltete, um seine Ehe mit der Kurfürstin [Charlotte von Hessen-Kassel] zu scheiden. Loysa von Degenfeld wies er Frankenthal als Aufenthaltsort an. Die Kurfürstin aber, die einst einmal einen geliebten Württemberger Prinzen infolge der Heiratspolitik ihrer Mutter hatte ausschlagen müssen, verweigerte die Scheidung. Sie erkannte den Scheidungsakt vom 14. April 1657 ebensowenig an wie die Trauung, die der lutherische Pfarrer zwischen dem calvinistischen Kurfürsten und seiner 'herzallerliebsten signora' vornahm ... Der Kurfürst erhob diese [seine Kinder aus dieser zweiten Ehe] 1657 [falsch: es war im Jahr 1667] in den Rang der Raugrafen zu Pfalz. Der älteste Sohn starb als Württemberger Generalmajor auf der griechischen Insel Euböa. Loysa und ihre Kinder verzichteten bei ihrer Erhebung zu Raugrafen auf alle Rechtsansprüche auf die Kurpfalz. ... Eine anerkannte Ehescheidung gelang ihm [Karl I. Ludwig] nicht." (in: Hans und Marga Rall: Die Wittelsbacher in Lebensbildern, ebenda, S. 277-278).

 
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