Artikel (PDF) in der Mittelbayerischen Zeitung
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Schon im Jahr 1864 warnte der hervorragende Historiker Ernst Birk (1810-1891) die Kunsthistoriker seiner Zeit und der Zukunft: "Die Kunstgeschichte bedarf zu ihrem Gedeihen vor Allem einer sicheren urkundlichen Grundlage". (in: Ernst Birk, Jakob Seisenegger – Kaiser Ferdinand I. Hofmaler 1531-1567 - Eine Studie zur österreichischen Kunstgeschichte aus bisher unbenützten Quellen, Wien 1864, S. 1). Vergessen Sie nicht, dass auch die Kunsthistoriker - ihre Disziplin gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert - nicht in der Lage sind, Zeitreisen zu unternehmen. Sie haben aus diesem Grund den Malermeistern z. B. der Renaissance auch nicht über die Schulter schauen können. Alles, was sie daher behaupten, muss mit zeitgenössischen Quellen unterstützt werden. Ihre Vermutungen oder Gefühle bezüglich eines Kunstwerkes aus der Vergangenheit interessieren daher nicht.
Wie sieht nun eigentlich eine zeitgenössische Quelle aus, die die Behauptung unterstützt, dass ein Porträtgemälde von einem bestimmten Maler erstellt wurde? Hier ein Beispiel bezüglich eines Porträtgemäldes von Anna von Ungarn und Böhmen (1503-1547), das Jakob Seisenegger (1505-1567) für seinen Herrn, dem zukünftigen Kaiser Ferdinand I., gegen Ende 1531 bis Anfang 1532 erstellen sollte: "Item auf königlicher maiestat etc. (K. Ferdinand's) beuelh hab ich zu Ispruckh irer königlichen maiestat gemahel [Königin Anna] mein gnedigste fraw sambt den koniclichen khindern [Maximilian, Ferdinand, Elisabeth, Anna und Maria] zu conterfehen angefangen vnd di zu Regenspurg gar ausgemacht, wie hernach uolgt: Erstlich mein genedigste fraw in einem roten karmesinen atlasen rockh, daran die prust mit gulden tuech verprämbst, mit zerschniten ermblen, di mit weisser seiden vunterzogen vnd pauschund heraus gangen vnd die schnidt mit gulden schnuern widerumb verkhnupft, vnd vnden herumb den rockh zwifach verwulstlt, darczwischen der rockh zerschniten, darunter mit ainem silberen stuckh vnterfuetert, das durch die schnit heraus gesehen hat; vmb den leib ain gurtl von zogen gold, rot und gemacht mit knöpfen auf di art der parfuser munich, doch darczwischen frömbde khnopf ander art mit anhangunden tollen voller geslosser khöpf; auf dem haubt aine schöne wolgeczirte guldene hauben, darauf ain rot samaten piret, vmbden halls ain seer muesame arbait von naterey mit gold gemacht, daruber ain guldenes halspant mit frömbder selezamer goldtschmidarbait khonstlich gemacht, mit gulden wurmlein vnd mit edlen gestain von robinen, schmarakten vnd diemueten vnd von vasst schönen perlen, das mir vast grosse mue genomen hat, darczu noch ain zwifache guldens ketl von zogen gold, mer ain klains geschmelezt khetlein mit puechstaben irer maiestat vber di prust gehangen. Auf der seiten zwo colon mit iren capiteln vnd postamenten, darauf ain zwifach gesimbs vnd zwischen dem gesimbs ain merbelstain auf die antiquitetis art eingeseczt vnd auf einen estrich gestellt, der da von allerlay merbelstain zusammen geseczt gewesen ist. Das alles ist auf ain tuech von ölfarben, das doch hart ankhombt, gemacht." (in: Ernst Birk, Jakob Seisenegger – Kaiser Ferdinand I. Hofmaler 1531-1567 - Eine Studie zur österreichischen Kunstgeschichte aus bisher unbenützten Quellen, ebenda, S. 6).
Jakob Seisenegger hatte zu dieser Zeit also insgesamt drei Porträts erstellen müssen, eines von Anna von Ungarn und Böhmen [oben beschrieben] und zwei zusätzliche von ihren zu dieser Zeit bereits existierenden fünf Kindern, ihren Söhnen, dem vierjährigen Maximilian und dem zweijährigen Ferdinand, und ihren Töchtern, der fünfjährigen Elisabeth, der dreijährigen Anna und der ungefähr sechs Monate alten Maria. "Seisenegger, zu schleuniger Vollendung seiner Arbeit angehalten, beendete die [drei] Gemälde unter Beihilfe zweier Meister, der besten in deutschen Landen, deren Namen er leider verschweigt." (in: Ernst Birk, Jakob Seisenegger – Kaiser Ferdinand I. Hofmaler 1531-1567 - Eine Studie zur österreichischen Kunstgeschichte aus bisher unbenützten Quellen, ebenda, S. 6). Und da liegt eben das große Problem in der Kunstgeschichte. Wir Historiker sind in der Lage durch die den Gemälden zugefügten Wappen, Symbolen und/oder Emblemen, durch die Geschichte des Kostüms und die verschiedenen Traditionen in der Vergangenheit die dargestellten Personen auf den Gemälden der Vergangenheit zu identifizieren, doch die Maler zu bestimmen, gelingt uns wegen der mangelhaften Quellenlage sehr selten.