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06/09/2022

Der preußische Kronprinz Wilhelm (1882-1951)

und seine „gesäuberte Selbstbiografie“

Wie alle hohen und niederen adligen Herren in der Geschichte schrieb auch der preußische Kronprinz Wilhelm, der älteste Sohn des Kaisers Wilhelm II., seine Biografie für die Nachwelt selbst. Und wie alle hohen und niederen adligen Herren wie z. B. sein berühmter Vorfahre, der preußische König Friedrich der Große (1712-1786), oder wie der erst im Jahr 1979 verstorbene Lord Louis Mountbatton (1900-1979) oder wie Wilhelm von Oranien (1533-1584) wünschte er, als der große, tapfere und liebenswürdige Held in die Geschichte einzugehen. Wir Historiker/innen müssen uns stets in Acht nehmen, nicht zu Propagandisten dieser Möchtegern-Heiligen zu werden und ihre Selbstbiografien wortwörtlich zu nehmen und schlichtweg alles zu kopieren, was sie von sich behauptet haben, wie es ja leider besonders bei Wilhelm von Oranien noch heute geschieht. Daher ist es erfreulich, in dem Gutachten zur politischen Einstellung und zum politischen Verhalten des ehemaligen preußischen und reichsdeutschen Kronprinzen Wilhelm bei Prof. Dr. Peter Brandt Folgendes über jenen zu lesen: „Die Verhaltensrichtlinie seiner Berater unauffällig zu bleiben und abzuwarten, war schon aufgrund des ungestümen und sprunghaften Charakters und des ausschweifenden Liebeslebens Wilhelms schwer zu realisieren. Erinnerungen, die unter seinem Namen veröffentlicht wurden und ihn als entschlossene, führungsstarke Persönlichkeit erschienen ließen, stammten durchweg von Ghostwritern.“ (in: Prof. Dr. Peter Brandt und Jörg Pache: Gutachten zur politischen Einstellung und zum politischen Verhalten des ehemaligen preußischen und reichsdeutschen Kronprinzen Wilhelm, S. 37-38).

als Buch und E-book

Anna von Sachsen – Gattin von Wilhelm von Oranien
124 Seiten, mit Stammtafeln und 64 SW-Bildern, ISBN 978-1-9733-1373-1, 4. überarbeitete Auflage, € 7,80
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