Hier eine kurze Beschreibung, wie um die Zeit der Geburt von Jesus Christus die Menschen des alten jüdischen Glaubens über die "unheiligen" Körperflüssigkeiten, besonders die Menstruation, dachten. Ihre Ansicht wurde von den Christen übernommen und galt zumindest bis zum Ende des späten Mittelalters hinein:
"Wenn ein Mann einen Samenerguss hat, dann soll er seinen ganzen Körper in Wasser waschen, und er soll unrein bleiben bis zum Abend. Sämtliche Kleidungsstücke oder Ledersachen, die mit Samen beschmutzt wurden, sollen in Wasser gewaschen werden, auch sie bleiben unrein bis zum Abend ...
Wenn eine Frau einen Ausfluss hat, und es sich bei diesem Ausfluss um Blut von ihrem Körper handelt, dann soll sie sieben Tage in ihrer Unreinheit bleiben; wer auch immer sie anrührt, soll unrein sein bis zum Abend. Alle Gegenstände, auf denen sie während ihrer Unreinheit liegt, sollen unrein sein; und alle Gegenstände, auf denen sie sitzt, sollen [ebenfalls] unrein sein. Jeder, der ihre Bettwäsche berührt, soll seine Kleidungsstücke waschen [und] ein Bad nehmen, und er soll unrein bleiben bis zum Abend; und jeder, der was auch immer für einen Gegenstand, auf dem sie gesessen hat, berührt, soll seine Kleidungsstücke waschen [und] ein Bad nehmen, und er soll unrein bleiben bis zum Abend. Sei es die Bettwäsche oder sei es der Gegenstand, auf dem sie gesessen hat, wenn diese berührt wurden, soll er unrein sein bis zum Abend. ...
Wenn ihr Ausfluss aufgehört hat, dann soll sie noch sieben Tage hinzuzählen, und danach soll sie [wieder] rein sein. Am achten Tag soll sie zwei Turteltauben oder Tauben nehmen und sie zu dem Priester am Eingang des Bundeszeltes bringen. Der Priester soll die eine als Sühneopfer und die andere als Brandopfer opfern; und der Priester soll ihretwegen - wegen ihres unreinen Ausflusses - eine Wiedergutmachung vor dem Herrn vornehmen". (in: Hughes, Sarah Shaver, and Brady Hughes: Women in World History, Volume 1: Reading from Prehistory to 1500, New York and London 1995, S. 71-72)