Diesen Artikel hatte ich am 27. April 2008 zum ersten Mal auf meiner Webseite veröffentlicht. Kaum zu glauben, dass wir nun nach 15 Jahren erneut über diesen Unsinn reden!
An Leonardos 556. Geburtstag, am 12. April 2008, erschien in "The Guardian", einer englischen Zeitung, folgender Artikel: "Da Vinci's mother was a slave, Italian study claims", in dem zwei Behauptungen aufgestellt wurden: 1. Laut Francesco Cianchi war die Mutter von Leonardo da Vinci eine Sklavin gewesen, und 2. laut eines weiteren italienischen Akademikers würde ein Fingerabdruck des berühmten Malers eine Konfiguration aufweisen, die nur bei den Arabern zu finden sei.
Zu der ersten Behauptung kann ich als Historikerin nicht meine Zustimmung geben. Leonardo da Vinci wäre als Kind einer Sklavin nicht im Haus seines Großvaters Antonio da Vinci aufgenommen worden. Leonardos Mutter entstammte einer angesehenen Familie. Vermutlich war ihr Vater ebenfalls Jurist gewesen. Sie kam jedoch nicht aus Florenz, weshalb Ser Piero da Vinci sie nicht ehelichte.
Bei der zweiten Behauptung hatte ich als Biologin von Anfang an meine Probleme. Ich halte es für unmöglich, aufgrund eines Fingerabdruckes die Rasse seines Besitzers oder seiner Besitzerin herauszubekommen. Außerdem wird uns in diesem Artikel nicht einmal erzählt, auf welchem Gemälde man Leonardo da Vincis Fingerabdruck gefunden hat. Ist das Gemälde überhaupt von ihm erstellt worden und wenn, dann tatsächlich nur von ihm allein und nicht von einem oder mehreren seiner Schüler, Assistenten oder Kollegen? Also kurz gesagt: Können wir überhaupt hundertprozentig sicher sein, dass der Fingerabdruck vom großen Meister persönlich stammte? Da ich mein Biologie-Studium jedoch vor 23 Jahren beendet hatte und vielleicht nicht mehr auf dem neuesten Stand der Genforschung bin, habe ich mich an einen Spezialisten für Fingerabdrücke, an Brevet Sergeant John Clements, von der südaustralischen Polizei gewandt. Seine Antwort auf meine Frage, ob man tatsächlich aufgrund eines Fingerabdruckes auf eine arabische Abkunft von Leonardo da Vinci schließen kann, möchte ich hier mit allen meinen Lesern und Leserinnen teilen:
Maike,
In response to your query regarding the pattern type of Leonardo Da Vinci as being of a type normally found only amongst Arabs.
To my knowledge no pattern type exists that can be designated as belonging to a particular racial group. Certain (pure) racial types may have a greater trend towards certain pattern typing than other races, example, Caucasian - loops, Negroes (continental Africa) – whorls, Asians – arches, but this is only as a generalization as Pygmies and Bushmen (continental Africa) have as high a rate of arch type patterns as whorl. Also, there is no real dominance as to pattern typing with the mix of racial types.
Pattern type is formed from the shape and progression of growth of the volar pads during foetal development, although this will have influence from genetics there are also many other factors that can influence pattern typing of an individual.
If you wish to read more on racial variation of fingerprint patterns I would suggest to you "Finger Prints Palms And Soles an Introduction to Dermatoglyphics" by Harold Cummins and Charles Midlo.
So in short a single fingerprint would not tell you if a person were an Arab or of Arabic ancestry.
I trust this is of some assistance.
Brevet Sergeant John Clements
Training Coordinator Fingerprint Bureau
Forensic Services Branch (144)
South Australia Police
Forensic Science Centre, Divett Place
ADELAIDE SA 5000
www.police.sa.gov.au
SOUTH AUSTRALIA POLICE