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Frohe Weihnachten / Merry Christmas

Eine wunderschöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2025 wünscht Ihnen, meine lieben Leser und Leserinnen, Ihre Maike Vogt-Lüerssen von Downunder.

Möge das nächste Jahr Ihnen Gesundheit und viel Liebe schenken. Ganz besonders möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die meine Bücher und E-Books gekauft haben und mir damit ermöglichen, meiner großen Leidenschaft, der Geschichte, weiterhin nachgehen zu können.

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05/07/2017

Wie sah Barbara Blomberg wirklich aus?

In einem Artikel der Mittelbayerischen Zeitung mit dem Titel „Nüchterner Blick auf Kaisers Liebchen“, erschienen am 16. Juni 2017, wurde von der Historikerin Dr. Marita A. Panzer behauptet, dass es von Barbara Blomberg kein „authentisches Bildnis“ geben würde. Da stellt sich für mich selbstverständlich sofort die Frage, was Marita A. Panzer mit „authentisch“ meint. Hat sie erwartet, dass für jedermann sichtbar auf den Porträts der Renaissance: „Dies ist Barbara Blomberg“ stehen würde, damit wir es alle lesen können?

Die Porträtgemälde der Renaissance benötigten diese schriftlichen Zusätze nicht. In jener Epoche konnte nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung lesen. Wollte man eine Botschaft hinterlassen, wer abgebildet war bzw. ist, dann bediente man sich der Symbolik, der Wappen und der Embleme der hohen Dynastien. Denn schließlich stellen bis zu 90% der noch vorhandenen Porträts aus dieser Epoche die Mitglieder der hohen Dynastien dar. Wer sich also mit den Wappen und Emblemen dieser hohen Adelshäuser auskennt, ist auch noch heute in der Lage, die dargestellten Damen und Herren und Kinder zu identifizieren.

Barbara Blomberg
Abb. 1: Barbara Blomberg zurzeit ihrer Verlobung, 1547 (Schloss Ambras, Kunstsammlung).
Barbara Blomberg
Abb. 2: Barbara Blomberg (Wien, Kunsthistorisches Museum).

Im Falle von Barbara Blomberg stoßen wir in der Tat auf Schwierigkeiten. Sie gehörte nämlich keiner hohen Dynastie an und wurde auch nicht die Gattin eines hohen adligen Herrn. Jedoch befanden sich ihre Porträts (Abb. 1 und Abb. 2) stets in der Nähe der Bildnisse der Habsburger. Daher dürfen wir Historiker davon ausgehen, dass es sich bei der Dargestellten mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Mätresse oder um eine Gattin in einer heimlichen Ehe von einem der Habsburger gehandelt hat. Durch ihre Kleidung lassen sich beide Porträts (Abb. 1 und Abb. 2), die ich von ihr gefunden habe, zeitlich gut einordnen: Sie müssen in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts erstellt worden sein.

Seit einigen Jahren stellen nun die Kunsthistoriker und Historiker des Kunsthistorischen Museums in Wien die Behauptung auf, dass es sich bei der Dargestellten der Abbildung 1 um Philippine Welser und bei der Abbildung 2 um Margarete von Parma oder um die ungefähr sechsjährige österreichische Erzherzogin Anna handeln würde. Das ist natürlich Unsinn. Und man muss nicht einmal Geschichte oder/und Kunstgeschichte studiert zu haben, um zu diesem Urteil zu gelangen. Nein, man muss einfach nur Gesichter erkennen und unterscheiden können. Von allen drei Frauen, Philippine Welser (1527-1580), Margarete von Parma (1522-1586) und der österreichischen Erzherzogin Anna (1528-1590) sind noch zeitgenössische Porträts vorhanden. Schauen Sie sich daher die Bildnisse von Margarete von Parma und der österreichischen Erzherzogin Anna, die auf meiner Webseite vorhanden sind, einmal an und fällen Sie selbst ein Urteil.

Philippine Welser
Abb. 3: Philippine Welser zurzeit ihrer heimlichen Eheschließung, 1557.

Mittlerweile hat sich für das Porträt der Abbildung 1 leider die Behauptung der Herren und Damen des Kunsthistorischen Museums durchgesetzt, dass es sich bei der Abgebildeten um Philippine Welser handeln würde. Nun schauen Sie sich selbst einmal das Porträt von Philippine Welser (Abb. 3) an und vergleichen Sie dieses mit der Abbildung 1. Sehen Sie irgendeine Ähnlichkeit zwischen den Frauen? Das Bildnis von Philippine Welser ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Wir finden noch eine Kopie dieses Werkes in der Arbeit von Kurt Löcher: Jakob Seisenegger – Hofmaler Kaiser Ferdinands I., München 1962. Es gibt keinen Zweifel, dass es sich bei der Dargestellten wirklich um Philippine Welser handelt, deren Porträt im Jahr 1557 (wie die Mode zeigt), also rund 10 Jahre später als das Porträt in der Abbildung 1, erstellt wurde.

Philippine Welser erblickte im Jahr 1527 das Licht der Welt. Von Barbara Blomberg wissen wir übrigens nicht das Geburtsjahr. Aber mittlerweile liest man überall, sie wäre ebenfalls im Jahr 1527 geboren worden. Wenn man keine zeitgenössische Quelle besitzt, die das Geburtsjahr von Barbara Blomberg angibt, wie kann man dann diese Behauptung aufstellen? Philippine Welser war zudem im Gegensatz zu Barbara Blomberg nicht die Tochter eines Handwerkers, sondern eines Patriziers. Ihr Vater Franz Welser († 1572) gehörte der schwerreichen Augsburger Kaufmannsfamilie der Welser an. Ihre Eltern schienen nie geplant zu haben, sie zu verheiraten. Und trotzdem hatten sie sie nicht, wie es für ihre Zeit in diesem Fall üblich gewesen wäre, in ein Kloster gesteckt. Sie muss in der Tat von ihrem Vater sehr geliebt worden sein. Das Leben von Philippine änderte sich schlagartig im Herbst 1556, als sie, mittlerweile bereits 29 Jahre alt, ihrer großen Liebe in ihrem Leben, dem Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595), dem zweiten Sohn des Kaisers Ferdinand I., begegnet war. Es war für beide „Liebe auf den ersten Blick“. Und trotz des großen Standesunterschiedes heirateten sie vier Monate später, im Januar 1557, in Heimlichkeit. Denn Kaiser Ferdinand I. hätte nie sein Einverständnis zu dieser Eheschließung gegeben.

Das Porträt von Philippine Welser (Abb. 3) ist übrigens das einzige noch bekannte Bildnis von ihr. Alle anderen Porträts, von denen die Kunsthistoriker behaupten, es würde sich bei ihnen um Philippine Welser handeln, stellen entweder Barbara Blomberg oder die zweite Gattin von Ferdinand II., Anna Katharina Gonzaga von Mantua (1566-1621), dar. In ihrem Porträt, das zurzeit ihrer Heirat im Jahr 1557 entstand, ließ Philippine Welser sich statt mit der zu diesem Anlass üblichen roten Nelke, welche jedem ihrer Zeitgenossen gezeigt hätte, dass sie sich vermählt hatte, mit Maiglöckchen und Eichenblättern in ihren Händen wiedergeben, die für „immerwährende Liebe“ standen, aber eben nicht sehr häufig bei einem Hochzeitsporträt verwendet wurden. Wenn Sie mehr über Philippine Welser erfahren möchten, kann ich Ihnen mein Buch und E-Book „Frauen in der Renaissance – 30 Einzelschicksale“ empfehlen, in dem auch das Leben von ihr beschrieben wird. Letztendlich musste Ferdinand II. seinem Vater im Jahr 1559 seine heimliche Eheschließung beichten, denn Letzterer versuchte ihn immer noch, mit der englischen Königin Elisabeth I. zu vermählen. Die Öffentlichkeit erfuhr hingegen erst im Jahr 1576 von dieser Heirat zwischen dem Kaisersohn und der Patriziertochter.

Kaiser Karl V.
Abb. 4: Kaiser Karl V., Ausschnitt (Wien, Kunsthistorisches Museum).

Kommen wir jetzt noch einmal auf die beiden Porträts von der jungen Dame (Abb. 1 und Abb. 2) zurück. Dieses junge Mädchen, das zwischen 15 bis 17 Jahre alt ist, schmückt sich in einem ihrer Porträts mit der hellroten Nelke, was bedeutet, dass sie sich in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts verlobt hatte. Es kann sich bei ihr daher nicht um Philippine Welser handeln, die vor ihrer Heirat mit Ferdinand II. nie verlobt gewesen war. Außerdem sieht die junge Dame in Abb. 1 und Abb. 2 nicht wie Philippine Welser aus, und sie war auch nicht 29 oder 30 Jahre alt. Sie wies hingegen blondes Haar auf und besaß eine helle Augenfarbe und einen sehr charakteristischen Mund mit einer schmalen Oberlippe und einer großen, vorstehenden Unterlippe. Wenn wir alles zusammentragen, was wir der Abbildung 1 an Informationen entnehmen können, wie 1. das Porträt muss eine Mätresse oder eine Gattin in einer heimlichen Ehe eines Habsburgers gewesen sein, und 2. die 15- bis 17-jährige Dargestellte muss in den 40er Jahren verlobt worden sein, und schauen wir dann in die Stammtafel der Habsburger hinein, dann gibt es nur eine einzige Kandidatin, um die es sich bei ihr handeln kann: Barbara Blomberg.

Karl V. (Abb. 4) hatte seine erste Geliebte, eine gewisse Jeanne von den Gheynst, die Tochter eines Tapezierers oder Teppichwebers aus Oudenarde, nachdem sie ihm eine Tochter, Margarete von Parma, geschenkt hatte und er an ihr nicht mehr interessiert war, mit einem seiner loyalen Beamten verheiratet. Auch Barbara Blomberg wurde, nachdem sie ihrem kaiserlichen Liebhaber am 24. Februar 1547 den Sohn Don Juan d’Austria († 1578) geboren hatte, ebenfalls wenige Monate später mit einem loyalen Beamten, in diesem Fall mit einem gewissen Hieronymus Pyramus Kegel († 1569), vermählt. Und nach alter Tradition wurde sie in ihrem Verlobungsporträt mit hellroten Nelken versehen. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung, 15 bis 17 Jahre alt, und muss daher um 1530/31 geboren worden sein.

Barbara Blomberg
Abb. 5: Barbara Blomberg mit ihrem kaiserlichen Geliebten (Regensburg, Kaiserbad).
Ohrring der Barbara Blomberg
Abb. 6: Welche Person ist in der Mitte des Ohrringes von Barbara Blomberg verewigt worden?

Vor zwei Jahren entdeckte ich schließlich durch Zufall ein weiteres Porträt von Barbara Blomberg in einem weiteren Artikel der Mittelbayerischen Zeitung (Abb. 5), erschienen am 14. Februar 2011. In jenem war sie zusammen mit dem Kaiser als Liebespaar im Kaiserbad in Regensburg, ihrer Heimatstadt, abgebildet. Barbara Blomberg zeigt uns übrigens in all ihren Porträts, dass sie eine große Vorliebe für Perlen besaß, die zu ihrer Zeit selbst für reiche Patrizierinnen fast unerschwinglich waren. Es wäre großartig, wenn wir herausbekommen könnten, welcher Herr sich in der Mitte ihres Ohrringes, mit dem sie sich in ihrem Verlobungsporträt (Abb. 1) schmückte, hat verewigen lassen (Abb. 6). Handelt es sich bei ihm um Kaiser Karl V.? Alles, was wir von Barbara Blomberg wissen, zeigt uns, dass Bescheidenheit mit Sicherheit nicht zu ihren Wesenszügen gehörte. Sie wird uns daher mit Sicherheit auf einem ihrer Porträts eine Botschaft hinterlassen haben, wessen Geliebte sie gewesen ist.




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Frauen in der Renaissance – 30 Einzelschicksale

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