Die Kindheit hörte im Mittelalter mit sieben Jahren auf. In diesem Alter traten die Jungen und Mädchen schon in den handwerklichen Arbeitsprozeß ein, wurden Knechte, Mägde und Lehrlinge. Auch die niederen kirchlichen Weihen konnten ab sofort empfangen werden, und ein siebenjähriges Waisenkind mußte nun für sich selbst aufkommen können. Nur die Mädchen wurden, wenn die Eltern nicht zu arm waren, zur Vorbereitung auf ihre zukünftige Rolle als Ehe- und Hausfrau länger im elterlichen Haus behalten.
Die Anfänge im Lesen, Schreiben und Rechnen wurden den Kindern - wenn überhaupt - von ihren Eltern beigebracht. Nur die Jungen der reichen Patrizier und der Adligen erhielten, entweder durch einen Privatlehrer oder durch den Besuch einer Schule, eine mehr oder weniger gute geistige Ausbildung. Welche Schulen zur Verfügung standen, was und wie unterrichtet wurde, wie es mit der geistigen Ausbildung des weiblichen Geschlechtes stand, und wie es auf den mittelalterlichen Universitäten zuging, welche Fächer studiert werden konnten und welche Zukunftsperspektiven man als Gelehrter hatte, soll in diesem Kapitel beantwortet werden.