Kaiser Leopold I. versprach dem Kurfürsten Friedrich von Brandenburg im November 1700 die Königskrone von Preußen, wenn jener ihm 8.000 Mann seines Heeres im Spanischen Erbfolgekrieg zur Verfügung stellen und bei der nächsten Kaiserwahl seine Stimme dem Hause Habsburg geben würde. "Es scheint so, als habe der Kurfürst noch vor einer Einigung mit dem Kaiser die Krönungsfeierlichkeiten vorbereiten lassen. Denn bereits am 15. Januar 1701, also zwei Monate nach Vertragsabschluß, verkündeten in den Straßen Königsberg in Preußen vier Wappenherolde, daß das Herzogtum Preußen zum Königreich erhoben worden sei. Am 18. Januar setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte im Königsberger Schlosse die preußische Krone auf das Haupt und schritt mit ihr an der Spitze des Krönungszuges zur Schloßkirche ..." (in: Peter Mast, Die Hohenzollern in Lebensbildern, ebenda, S. 87).
Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg und Hannover war übrigens seine zweite Gattin. In erster Ehe war er mit seiner Cousine Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel (1661-1683) vermählt. Die beiden kannten sich schon als kleine Kinder, und aus der Kinderfreundschaft war letztendlich eine echte, tiefe Liebe geworden. Ihre Ehe war eine der wenigen Liebesheiraten in der Geschichte. Elisabeth Henriette starb jedoch bereits am 7. Juli 1683 an den Pocken. Es war nur eine Tochter aus ihrer Ehe hervorgegangen: Louise Dorothea Sophie (1680-1705). Seine zweite Ehe mit Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg und Hannover war hingegen wie seine dritte Ehe mit Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin, die gegen Ende ihres Lebens dem Wahnsinn verfiel, unglücklich.
Der Tagesablauf von Friedrich I.: "Er stand früh auf, in mittleren Jahren zwischen drei und vier Uhr morgens, später zwischen fünf und sechs, halb aus Gewohnheit, halb aus Pflichtgefühl. ... Beim offiziellen Lever pflegte der Kurfürst-König zwei Tassen Kaffee zu trinken, während er mit einigen vertrauteren Höflingen Konversation machte, um sich dann zu einer Stunde des Gebets zurückzuziehen. Danach empfing er seinen Sekretär zum Rapport über die Post und übernahm anschließend den Vorsitz über den Regierungsrat. Nach ungefähr einer Stunde zog er sich wieder in sein Zimmer zurück und traf von hier aus seine Anordnungen, den Tagesablauf betreffend. Das Mittagessen pflegte er allein einzunehmen, in späteren Jahren zuweilen mit seiner dritten Frau [Herzogin Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin (1685-1735)]. Danach wurde eine Stunde geruht, anschließend empfing er seine Frau oder den Premierminister. Seine Nachmittage verbrachte er im Sommer mit Jagen oder Fischen. Um fünf Uhr stattete er seinerseits der Königin einen Besuch ab, bevor er sich in das sogenannte Tabakzimmer begab, wo er mit privilegierten Mitgliedern des Hofes ein Pfeifchen rauchte. Zu Abend speiste er selten, wie er überhaupt im Essen und Trinken sehr maßvoll war. Dafür spielte er abends gerne eine oder mehrere Partien Schach oder Halma. An Musik und Tanz fand er kein Vergnügen, um so mehr genoß er die Späße der Hofnarren. Auch er selbst erzählte gerne etwas gewagte Geschichten. Um neun Uhr pflegte er sich zurückzuziehen. Da er diesen Tagesablauf mit wenigen Ausnahmen streng einhielt, bekam er seine zweite Frau, Sophie Charlotte, nur selten zu Gesicht, stand er doch schon wieder auf, bevor sie sich niederlegte. Noch weniger sah er seine Frau, wenn er reiste - und er reiste gerne und oft. Er liebte das Landleben und zog im Sommer und manchmal auch im Winter von Landsitz zu Landsitz." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 58-59).
Friedrich war jedoch nicht ohne Qualitäten. Vor allem seine Zähigkeit und Beharrlichkeit fanden bei seinen Zeitgenossen Beachtung. "Bereits im achten Lebensjahr hatte er es sich in den Kopf gesetzt, seine Kusine, die Prinzessin [Elisabeth] Henriette von Hessen-Kassel, zu heiraten. Alles lachte nur über diesen kindischen Plan, und alle - bis auf die Mutter der kleinen Prinzessin - waren entschieden dagegen. Doch Friedrich hielt konsequent, still und unerschütterlich an diesem Ziel fest, so sehr sich auch sein gestrenger Vater, der Große Kurfürst, dagegen stemmen mochte, bis er 1679 in Potsdam seine geliebte Henriette vor den Traualtar führen konnte. Die Ungnade des Vaters, der ihn auf Schloß Köpenick verbannte und ihn vier Jahre lang, bis zum frühen Tod Henriettes, weder zu den Sitzungen des Geheimen Rates noch zu anderen Regierungsgeschäften hinzuzog, stand er stumm und unnachgiebig durch, ständig kränkelnd und leidend, immer bläßlich und unbedeutend, und doch innerlich heiter, in fester Liebe und Treue zu seiner Henriette, seiner ersten Frau." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 41).