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Wer ist Mona Lisa?

Buchcover: Wer ist Mona Lisa?

Maike Vogt-Lüerssen

Wer ist Mona Lisa? – Identifizierung einer Unbekannten mit Hilfe historischer Quellen

nur als Buch (Farbband) bei amazon.de: 172 Seiten, mit Stammtafeln und 136 Bildern (130 Bilder in Farbe), Independently published, 1. Auflage 2018, ISBN 978-1-9831-3666-5, € 29,31


Kein Porträtgemälde hat in der Geschichte der Malerei so viel Ruhm erfahren wie Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Seit seiner Erstellung im Jahr 1489 in Pavia ist es nicht nur unzählige Male kopiert bzw. reproduziert worden, sondern hat auch viele Dichter, Schriftsteller, Komponisten, Maler und Bildhauer zu neuen großen Werken inspiriert. Jährlich besuchen Millionen von Menschen den Louvre in Paris, nur um einen Blick auf die geheimnisvolle Unbekannte mit den traurigen Augen und dem freundlichen Lächeln werfen zu dürfen. Es gibt mittlerweile viele Vorschläge, um wen es sich bei der jungen Dame handeln soll. Nicht nur die sogenannten Kunstexperten, die Kunsthistoriker, sondern auch Kunstkritiker, Psychologen, Chirurgen, Wirtschaftswissenschaftler, Professoren für italienische Literatur, Journalisten, Maler und Historiker haben sich auf die Suche nach der jungen Frau begeben, so dass wir als Kandidatinnen inzwischen Lisa Gherardini, deren Schwägerin Lisa del Giocondo, Pacifica Brandano, Isabella d’Este, Caterina Sforza, Isabella Gualanda, Costanza d’Avalos, Isabella von Aragon oder sogar Leonardo da Vinci in der Verkleidung einer Frau genannt bekommen.

In diesem Buch wollen wir nun mit der Suche der jungen Frau noch einmal ganz von vorn beginnen und zwar nach strengsten wissenschaftlichen Prinzipien. Wenn Sie also Lust haben, sich mit mir zusammen auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Schönen zu begeben, dann nehmen Sie doch an dieser interessanten und spannenden historischen Detektivgeschichte teil. Wie schrieb schließlich Galileo Galilei so treffend: „Sämtliche Wahrheiten sind leicht zu verstehen, wenn sie entdeckt worden sind. Aber man muss sie erst einmal entdecken.“


Vorwort

„Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist fantasievoller als die Sachlichkeit.“ – Egon Erwin Kisch

Wollten Sie immer schon einmal wissen, um wen es sich bei der jungen Dame „Mona Lisa“, deren Identität im Laufe der Geschichte verloren gegangen ist, wirklich handelt? Haben Sie wie ich genug von den vielen Spekulationen nicht nur der sogenannten Kunstexperten, der Kunsthistoriker, sondern auch der Laien, die nirgendwo hinführen und die dermaßen unwissenschaftlich sind, dass man diesen Leuten geradezu jede Kenntnis in der Geschichte der Renaissance absprechen muss? Es scheint bei den Kunsthistorikern zudem gang und gäbe zu sein, bei einem neu entdeckten oder alten Bildnis erst einmal einen unqualifizierten Vorschlag zu machen, wer abgebildet wurde und wer der Maler dieses Werkes ist, um dann häufig mit völlig absurden Behauptungen, bei denen zuweilen auch vor der Lüge nicht zurückgeschreckt wird, in ihren z. T. voluminösen Kunstbänden zu „beweisen“, dass sie bei ihrer Benennung des Bildnisses und des Malers „wissenschaftlich“ vorgegangen sind.

Hören wir mit diesem Spekulieren endlich auf! Von nun an muss wie in der Disziplin Geschichte jede Hypothese bzw. jede Behauptung durch zeitgenössische schriftliche und/oder bildliche Quellen unterstützt werden. Denn nur auf Basis dieser wissenschaftlichen Methode kann das Rätsel der Identität der jungen Dame endgültig gelöst werden. Übrigens hätte die Frage, wer die junge Frau ist, die unter dem Titel „Mona Lisa“ Weltruhm erlangt hat, bereits vor Jahrhunderten beantwortet werden können, wenn die allgemeine Kommunikationsform im Mittelalter und der Renaissance, der Symbolismus, nicht gegen Ende des 16. Jahrhunderts von der Schrift verdrängt worden wäre. Wie unsere Vorfahren in der Vergangenheit haben wir daher diese alte Bildersprache erneut zu lernen.

Begeben Sie sich daher mit mir zusammen auf die Suche nach der unbekannten Schönen. Keine Angst, Sie werden keine Probleme haben, mir zu folgen. Schließlich handelt es sich hier nicht um die String-Theorie oder die Quantenphysik. Das Fach „Geschichte“ ist eine wissenschaftliche Disziplin, zu der jeder Zugang findet, der sich für sie interessiert. Sie berichtet uns über unsere gemeinsame Vergangenheit. Da wir aber im 21. Jahrhundert leben und Zeitreisen in die Renaissance, in der die schöne Unbekannte lebte, leider nicht möglich sind, müssen sämtliche Behauptungen, die wir aufstellen, durch zeitgenössische Quellen unterstützt werden. Selbstverständlich haben auch die Kunsthistoriker, selbst wenn sie sich als Experten eines bestimmten Malers in der Renaissance betrachten, nicht eine einzige Minute in der Werkstatt der großen Meister verbracht. Sie sind daher bei ihren Hypothesen, die sie aufstellen, ebenfalls auf zeitgenössische Quellen angewiesen. Wenn diese Quellen die Behauptung, die man als Historiker oder Kunsthistoriker aufgestellt hat, jedoch nicht unterstützen, dann ist man schlechthin falsch. Denn wie formulierte es Joseph Kirschvink, Professor am California Institute of Technology, so treffend: “If the theory is in conflict with data, modify the theory. There are so wonderful beautiful theories slaughtered by nasty little facts.” (= Wenn eine Theorie mit den Daten [oder zeitgenössischen Quellen] in Konflikt gerät, ändere die Theorie (also gib’ diese Theorie auf). Es sind so wunderschöne Theorien vorhanden, die durch garstige kleine Fakten abgeschlachtet wurden).

Leider haben die Kunsthistoriker dies noch nicht begriffen. Im Falle der Dame, deren Porträt im 17. Jahrhundert den Titel „Mona Lisa“ erhalten hat, sprechen zum Beispiel alle zeitgenössischen Quellen gegen die Hypothese, dass es sich bei ihr um Lisa Gherardini oder deren Schwägerin Lisa del Giocondo handelt. Die Kunsthistoriker, die diese Behauptung aufgestellt haben, sind allerdings nicht bereit, sich einzugestehen, dass sie falsch sind. Im Gegenteil, sie sprechen den Zeitgenossen der Renaissance, den Zeugen, jegliche Kompetenz ab. Diese hätten keine Ahnung, wären unzuverlässig, brächten alles durcheinander ... Letztlich bleibt ihre Hypothese daher ohne Unterstützung durch zeitgenössische Quellen. Es handelt sich bei ihrer Behauptung deshalb nur um eine reine Vermutung oder Spekulation, um einen Konjunktiv, der mit „möglicherweise“, „am wahrscheinlichsten“, „dürfen wir annehmen“, „es könnte sein“, „wenn ... dann“, „es müsste sein“, „vielleicht“ oder „offenbar“ beschrieben werden muss. Klingt dies nicht sehr nach einer Weisheit von „Doctor Who“: “The very powerful and the very stupid have one thing in common: they don’t alter their views to fit the facts; they alter the facts to fit their views.” (= Die sehr Mächtigen und die sehr Dummen haben eine Sache gemeinsam: Sie ändern ihre Ansichten nicht, um sie den Fakten anzupassen; sie ändern die Fakten, um sie ihren Ansichten anzupassen.)

Trennen wir daher in diesem Buch endlich die Spekulationen, die zu nichts führen, von den historischen Fakten. Denn in der Wissenschaft geht es nicht um „vielleicht“ oder „möglicherweise“, sondern um Beweise. Dann werden wir der Wahrheit auch endlich auf die Spur kommen. Folgen wir also der obersten persönlichen Lebensregel des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560): „Ad Fontes!“ (= Zurück zu den Quellen!). Damit jeder meiner Leser und Leserinnen dieser spannenden Detektivgeschichte folgen kann, sind übrigens sämtliche Zitate, die primären und sekundären Quellen entnommen wurden, ins Deutsche übersetzt worden.


Das schönste Lob, das sich wohl jeder Autor für seine Werke von Herzen wünscht, wurde diesem Projekt erteilt, über das ich mich sehr gefreut habe:

"...We are writing to you because we were deeply impressed by your outstanding results in the studies around the figure of Monna Lisa by Leonardo da Vinci ... Yours sincerely, L’assessore alla Cultura del Comune di Pavia,

Mariangela Singali Calisti