Über diesen Mann, den Christina von Schweden als "ihren zweiten Vater" betrachtete, schrieb Letztere: "... dieser große Mann, von dem ich schon so oft gesprochen, und von dem man nie genug sprechen kann. Viele Kenntnisse hatte sich dieser große Mann erworben, da er in seiner Jugend fleißig studirt hatte. Er las noch mitten unter seinen wichtigen Beschäftigungen. Er besaß große Fähigkeiten und große Kenntniß der Geschäfte und Interessen der Welt. Er kannte die starken und schwachen Seiten aller Staaten Europa's. Seine Weisheit, seine Klugheit waren vollkommen, umfangreich seine Fassungskraft, groß sein Herz. Er war unermüdlich. In den Geschäften hatte er eine Beharrlichkeit und einen Fleiß ohne Gleichen. Er machte daraus sein Vergnügen und seine einzige Beschäftigung; und erlaubte er sich eine Erholung, so waren die Geschäfte seine Zerstreuung. Er war mäßig für ein Land und ein Jahrhundert, wo diese Tugend unbekannt ist. Er hatte einen langen Schlaf und sagte, daß keine Angelegenheit ihn je am Schlafen gehindert oder ihn aufgeweckt habe, nur zwei Fälle ausgenommen, der Tod des Königs nämlich und der Verlust der Schlacht bei Nördlingen; sonst hätte er immer, ohne aufzuwachen, seinen vollen Schlaf durchgeschlafen. Er sagte mir oft, wenn er schlafen gehe, so entkleide er sich mit dem Rocke auch aller Sorgen und lasse sie bis zum nächsten Morgen ruhen. Uebrigens war er ehrgeizig, aber getreu, unbestechlich, nur ein wenig zu langsam und phlegmatisch. Er wurde Großkanzler ... in einem Alter von 24 Jahren, was in Schweden ohne Beispiel ist. Er diente vier Königen in dieser Würde und starb sechs Monate nach meiner Abdankung, die er nicht ertragen konnte. Sie machte ihm ein solches Herzeleid, daß er nicht mehr derselbe zu sein schien, da er überdies schon so vorgerückten Alters war, daß er einem so schmerzlichen Schlage nicht widerstehen konnte. ... denn ich liebe diesen großen Mann wie einen zweiten Vater. Ich war ihm zum Danke verpflichtet, und ich kannte Alles, was ich ihm schuldete, ohne gegen sein Verdienst und seine Dienste undankbar zu sein. ... Dieses Zeugniß aber bin ich seinem Verdienste schuldig, nachdem ich beinahe Alles kennen gelernt, was dieses Jahrhundert Großes und Ausgezeichnetes besitzt; es sind mir wenige Männer begegnet, die ihn aufgewogen hätten." (in: Franz Schauerte: Christina, Königin von Schweden – Ein Lebensbild, ebenda, S. 24-25).